Mittwoch, 23. Mai 2007

Wasser plus Kraft gleich Werk

Meer
Das ist die GES Kairakum. Eine GES ist eine HydroElektrischeStation, russisch verpackt, zu deutsch Wasserkraftwerk, doch steht sie auf dem Territorium des nördlichen Tadschikistans. Und wie das kam, da ist der Lenin dran schuld. Der hat naemlich sich gedacht, als er im dunklen Güterwagon verplombt von die Schweiz nach Rußland gefahren ist, eine Revolution führt nicht direkt in den Kommunismus. Da muß man sich ein bissel anstrengen. Also hat er eine sehr einfache aber griffige Formel erfunden, die viele Tausend Menschen in der Sowjetunion Jahrzehnte lang im Atem halten konnte: Kommunismus ist gleich Sowjetmacht und Elektrifizierung im ganzen Lande. Daran war 1917 noch nicht zu denken. Und da das 20. Jh. das Jahrhundert der einfachen Antworten war auf so komplizierte Fragen, wie was ist Kommunismus, hat die vollauf gereicht. Dann kamem die Fünfjahrpläne Stalins, dann der Krieg Hitlers und dann mit der weiterreichenden Industrialisierung auch die Frage nach der Elektrifizierung des ganzen Landes Tadschikistans. Und da haben die angefangen, den Syr Darya, einer der beiden großen Flüsse Zentralasiens anzustauen. Mit dem Anstau wurden Wuestenland ueberflutet und das eine oder andere Bauernhaus. Wurden aber alle umgesiedelt weiter nach oben.
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Und da das Wasser immer den Fluss hinunter fliesst kam es dazu, das heute ein Meer (so sagen die Lokalen) von 40 Kilemeter Breite und 80 Kilometern Länge entstand. Neben der GES wurde eine neue Stadt gebaut mit dem Namen "`guess what?"' Kairakum. Hier nun und in der unweit gelegenen Stadt Khudjand wollten die Europäer auch baden gehen. Also haben sie ein ganzes kleines Universum des Sports und der Erholung gebaut. Die Tadschiken und Usbeken machten mit und da entstanden dann Jachtklub, Fischrestaurants, Sanatorium und Strand. Als die Europäer, wegen des Krieges 1993 -- 1997 und weil sie darin wenig Zukunft für sich sahen, gingen, blieben nur die lokalen Männer der Herren des Strandes. Die lokalen Damen hielten sich von jeher diesen Vergnügungen fern. Das war unschicklich. Und weil unschicklich aber immer irgendwie überall vorkommt sind jetzt die wenigen Damen am Strand bezahlbare Konkubinen, Prostituierte, um es in der Sprache der heutigen Zeit auszudrücken.
noch-Meer
Als ich das den Khudjander BekanntInnen erzählte, waren sie bass erstaunt. Ich las schon in ihren Gesichtern: "`Und da geht mein Mann also baden?"' Aber sei's drum, kommen wir zurück zu Lenin. Wenn also nun Sowjetmacht aus der Rechnung gestrichen wird, bleibt Elektrifizierung im Land ist gleich Prostitution. Komisch, klappt aber schon deshalb nicht, weil diese einfachen Rechnungen aus dem 20 Jh. eh nie aufgehen. Und da wär ich mal wieder bei meinem Lieblingsthema: Grau ist alle Theorie. Aber wenn ich jetzt damit anfange, werde ich noch Netz- ähh Nestbeschmutzer.

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Olim ist ein arabischer Vorname, der sich aus der Silbe ilm ableitet und soviel heißt wie der Wissende oder Wissenschaftler. Ich habe den Namen 1994 in Buchara verliehen bekommen und ein Jahr später angefangen, Mittelasienwissenschaften zu studieren. Das tue ich heute immer noch im fortgesetzten Stadium. Devona ist ein Wort das man fuer verrückt, entrückt, weggetreten benutzen kann. Es hat immer irgendwie mit Liebe zu tun, zu den Menschen, zum Leben, zu Gott. Naja und das zusammen macht die Figur Olim devona aus. Manchmal schlüfe ich in sie hinein und fuehle mich dann total devona.

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