Straße der Besten

Montag, 25. November 2013

Die Diva

"die welt will sich einfach nicht an die modelle der wissenschaftler anpassen und macht voll einen auf diva" via

Das ist schön formuliert und passt zu einem Vortrag, den ich am Donnerstag im Grassi Museum gehört habe. Dieser kleine Download link hier macht diesen Vortrag wieder lebendig. via

Sonntag, 15. Juni 2008

Entdeckung in der Posie

Vor ein paar Tagen fischte Dorothea aus der Papiertonne einen größeren Posten DDR Magazine der 1970er und 1980er Jahre. Darunter ein Heft Neues Leben aus dem Jahre 1974 (1). Dort fand ich diese Ganzleistung modernen Denkens und ungetrübter Zukunftslust. Ein Meisterwerk des Schreibens zwischen den Zeilen.


Entdeckung in der Posie

Die Lieb ist ein bevorzugtes Thema junger Poeten. Aber geben nicht auch andere Erlebnisbereiche Stoff und Anregung her, zur Auseinandersezung mit den Mitteln der Poesie? Wir wollen diese Frage nicht theoretisch beantworten. Das Wort hat Jürgen Ködlitz, Teilnehmer am letzten Schweriner Poetenseminar.

Erwartung

Wenn das neue Jahrtausend beginnt,
springe ich als einundsechzugjähriger Knabe
über Vorgartenliguster und fliege
-- ein Propeller auf den Rücken geschnallt --
über die Dächer der Stadt.
Auf einem Schornstein laß ich mich nieder,
wickle mein Frühstücksschnitzel aus,
nach neuestem Polymerisationsverfahren gezüchtet.
Dann fliege ich mit den Sperlingen
um die Wette,
schlage überm Balkon meiner Enkel
drei Purzelbäume in der Luft,
lande und erzähle ihnen,
wie ich in der Lehre
meinen ersten Schlüssel feilte.
Sie lachen sich kaputt
über eine Zeit,
die so viele Schlösser benötigte.

Montag, 3. März 2008

Helden auf dem Hinterhof.

Eine lustige Art der Geschichtsbewältigung berichtet der ABV Blog aus Leipzig. Das erinnert mich an eine Geschichte, die ich aus Chimkent dem Süden Kasachstans gehört habe. Hier hat man wie (naja fast) überall die vormaligen Helden der russischen Revolution von den Sockeln geholt. Diese hat man jedoch auf ebener Erde im Stadtpark aufgestellt. Lenin weist dort mit seinem rechten Arm nicht mehr in die Zukunft, sondern auf das Klo im Stadtpark. So also sieht die Rache der Enkel der Revolution aus.

Donnerstag, 13. Dezember 2007

Exzellenz in Deutschland

Wie misst sich Exzellenz? Das haben sich die einen oder anderen sicher schon einmal gefragt. Wie das tatsächlich klappen kann, darüber habe ich keine Ahnung, aber ich weiss jetzt, wie das einschlägige Institutionen in Deutschland machen. Nehmen wir die DFG. Diese hat eine Ausschreibung in der sie Exzellenz einmal so formuliert:

substantielle internationale Forschungserfahrung, in der Regel nachgewiesen durch mindestens zwölfmonatige wissenschaftliche Auslandserfahrung während der Promotion oder in der Post Doc-Phase oder durch gleichwertige wissenschaftliche Kooperationen mit Forschern im Ausland (die Kooperation kann beispielsweise durch einschlägige Publikationen nachgewiesen werden),

Was das aber in der praktischen Auslegung heisst, habe ich neulich erst telefonisch bei der DFG erfahren. Internationale Forschungserfahrung etwa ist der Aufenthalt an einer Universität in Westeuropa, oder im anglo-amerikanischen Sprachraum, Namen die hier klingen sind harvard, exeter, yale, stanford, london, paris. Es bedeutet auf keinen Fall taschkent, almaty, urumqi, um nur mal ein paar Orte aus meinem Forschungsfeld herauszugreifen. Was diese Sichtweise aber für Regionalwissenschaftler Ethnologen und Leute bedeutet, deren Forschungsschwerpunkte ausserhalb Europas und Nordamerikas liegen, liegt auf der Hand. Man ist nur exzellent, wenn man sich z.B. in den für islamisch Zentralasien relativ schwachbrüstigen Cambridge, Londoner usw. herumdrückt, als vor Ort (in Tschkent) an hervorarranden Instituten wie dem IFEAC (Institut francais des Etudes Asie Central) zu arbeiten. Stichwort "hochwertige Publikationen". Auch diese Größe misst sich bei der Exzellenz nicht etwa an Publikationen in hochwertigen Deutschen Forschungssammelbänden, sondern an dem Citation Index amerikanischer Provinienz. Auch ein Vortrag an der AAA (American Anthropological Associati0n) ist mehr wert als 4 Jahre Forschungserfahrungen im Feld. Da schau einer her! Also ist bei der Institution DFG Exzellenz weniger exzellent, sondern american! Sollten sie doch gleich so formulieren!

Samstag, 7. Juli 2007

Die Mauer von China

Vor ein paar Stunden haben sie wohl 70 Mill. Internet Benutzer dazu bekommen, eine neue Liste von Weltwundern auszuwählen. Wie schwachsinnig diese Idee der Auswahl ist, eine neue Reihe von Weltwundern auszuwählen, zeigt einzig und allein der Hinweis auf die Zugangsbedingungen zum Internet weltweit. Nun ist jedoch gerade in Bezug auf das Internet weltweit eine wirkliche Meisterleistung in einem Land geglückt, in dem als neue Weltwunder schon die höchste Eisenbahn der Welt, die größe hydroelektrische Anlage der Welt und der stärkste Eingriff in das Privatleben mit der Kampagne der Einkindehe beachtenswert sein müssten.

Wir erinnern uns, schon auf der gefühlten Liste der Antiken Weltwunder hätte China mit einem Weltwunder aufwarten können, wenn es erstens Antik und zweitens aus der Antike gewesen wäre. So staunt man heute nur über dieses chinesische Bollwerk gegen die Babaren von draußen (ja, ja, Ihr Geschichtsversteher ich weiss, dass die chinesische Mauer kein Bollwerk gegen außen, sondern gegen innen war, quasi das Rahm auf der chinesischen Identitätsmilch. Jeder der innerhalb der Mauern lebte gehörte dazu usw.)

Nun aber hat sich zur langen Mauer eine digitale Mauer gesellt, die beachtenswerte Arbeit leistet. Mittlerweile konnten sich schon 18.000 Internet Auftritte über diese Seite testen lassen oder selbst testen, ob sie denn in China gelesen werden könnten oder nicht. Und aus irgendeinem Grund, lassen mich die Chinesen nicht in ihre digitale Hemisphäre. Das ist nun aber wirklich seltsam ...ts ...ts ...ts


[via]

Sonntag, 3. Juni 2007

Wieder Pamir

JurtenGlueck

Aus Tadschikchronik, ein Foto aus dem Jahre 1977, dem Jahr des 50 Jährigen Bestehens der Sowjetmacht.

Bildunterschrift

Kulturvoll und ordentlich leben die Hirten im östlichen Pamir. Besseres Einkommen macht es möglich, dass sie sich Autos, Motoräder und Radioempfänger anschaffen können. Hier der vorbildliche Hirte D.Abdusattorov aus dem Kolchos "Lenins Weg" aus dem Kreis Murghab.

Montag, 28. Mai 2007

Pamir

Dies ist ein weiteres Bild aus der Fotochronik Tadschikstans, diesmal aus dem Jahre 1972.

Pamir

Bildunterschrift

Aus der Serie: Unser Heimatland

Ein Treffen auf einer Dorfstraße im östlichen Pamir.

Bildkommentar


Der Pamir teilt sich auf die Länder Afghanistan, Kirgistan, Tadschikstan und China auf. Das Bild hier entstand im östenlichen Tadschikistan. Die Hüte der beiden Bergbewohner zeigen an, dass es sich um Kirgisen handeln muss, denn die Pamiris hier haben flache Kappen auf dem Kopf. Bei den Kirgisen heisst der Hut "Ak Kalpak", was soviel heisst wie weisser Gipfel, oder Hügel.

Freitag, 25. Mai 2007

Fotochronika

Nun habe ich mich also fast zwei Monate in Mittelasien herumgetrieben und dabei im Norden Tadschikistans im Museum für Geschichte Khodjands im Archiv gearbeitet.

DSCN3575

Dieses war zwar noch immer in Kisten verpackt und so nicht systematisch einsehbar aber immerhin konnte ich fünf dieser Kisten im Fond des Museum aufspüren und ausplündern. Dabei stieß ich auf eine angenehme Überraschung. In der Hauptstadt der Sowjetrepublik Tadjikistans (Duschanbe) gab es eine Einrichtung, die sich Fotochronik Tadschikistans nannte. In dieser Institution wurden Bilderserien erstellt, die monatlich an die verschiedenen Institutionen -- vor allem Museen der Republik entsandt wurden, damit diese sie an einem speziellen Ort auf Schautafeln den Besucher zeigen. Damit nichts schief geht, haben sie auch die Schautafelüberschriften und den Aufhängeplan gleich mitgeliefert. Nun will ich der Weltöffentlichkeit diese Dokumente auf keinen Fall vorenthalten. Dazu habe ich hier auf dem Webblog eine Rubrik eingerichtet, die sich Strasse der Besten nennt. Hier will ich in lockerer Reinfolge immer mal wieder ein Bild aufhängen und kommentieren.

Also los gehts...

Agitation

Aus einer Fotoserie aus dem Jahre 1962.

Bildunterschrift
Die Pionierleiterin aus der Mittelschule der Sowchose "Kabadian" im Kreis Kolchosabad Rano Kucharova kann man oft bei den Hirten auf den Weiden treffen. Mit Leib und Seele nimmt sie die gesellschaftliche Verantwortung wahr und kann sich deshalb mit Recht die "Beste Agitatorin" nennen. Auf dem Foto R. Kucharova (rechts) in der Familie des Hirten Holov.

Kommentar

Sowchosen waren die nach dem II. Weltkrieg eingeführte Wirtschaftsform auf dem Land. Waren vorher die Dörfer ab 1929 im Zuge der Kollektivierungskampagne zu Kolchosen (was soviel wie Kollektivwirtschaft heisst) umgestaltet, war der neue Trend ab den 50er aber Sowchosen also Sowjetwirtschaften zu etablieren. Das diese Sowchose aber in einem Kreis mit der Kreisstadt Kolchosabad (zu deutsch "reich an Kolchosen" oder "durch Kolchosen schön/wohl erbaut") zu finden ist, verdeutlicht, dass sie nicht in einem traditionell landwirtschaftlichen Gebiet steht, sondern in einem Kreis, der im Zuge der Neulandkampangen erst gebildet wurde. So wurden im Zuge der vielen Bewässerungsprojekte der Sowjetzeit ganze Landstriche neu besiedelt und vor allem für den Baumwollanbau urbar gemacht. Dass die Pionierleiterin jedoch eine Hirtenfamilie besucht, ist lange Tradition in der Geschichte der Agitation in der Sowjetunion. Denn seit der russischen Revolution von 1917 ff war es Gang und Gebe die Bauern und Hirten auf dem Lande über die Vorzüge der Sowjetmacht aufzuklären. Damit aber nichts falsch gemacht werden konnte, sollten die Agitatoren vor allem aus den Zeitungen vorlesen. Das künstklerische Wort frei vor dem Bauern gesprochen war zwar ebenfalls Agitationsalltag jedoch wurde es vor allem von herumreisenden Theatergruppen vorgeführt und deshalb entsprechend seltener als die aus der Stadt anreisende Pionierleiterin. Dass diese die Hirten überhaupt besucht hat, hat sicher nicht nur damit zu tun, dass sie ihr Herz der Sowjetmacht geschenkt hatte, sondern auch seine Ursache darin, dass vor Ort gleich auch noch Käse und Milch mit nach Hause zu nehmen waren.

Die auf den Foto zu sehenden Plakate an der Jurte waren sicher eigens für das Fotochronikabild inszeniert.

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Olim ist ein arabischer Vorname, der sich aus der Silbe ilm ableitet und soviel heißt wie der Wissende oder Wissenschaftler. Ich habe den Namen 1994 in Buchara verliehen bekommen und ein Jahr später angefangen, Mittelasienwissenschaften zu studieren. Das tue ich heute immer noch im fortgesetzten Stadium. Devona ist ein Wort das man fuer verrückt, entrückt, weggetreten benutzen kann. Es hat immer irgendwie mit Liebe zu tun, zu den Menschen, zum Leben, zu Gott. Naja und das zusammen macht die Figur Olim devona aus. Manchmal schlüfe ich in sie hinein und fuehle mich dann total devona.

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