Kabul von Oben
Nun, ist der Grund, warum der gute alte Olim wieder einmal seinen eigenen Blog aktiviert hat, endlich herraus...
Ich bin wieder mal auf Reisen. Und da solcherlei Reiseplaudereien nicht so richtig auf den Zentralasienblog tethys passen, will ich hier also die naechsten Wochen berichten, was da wohl gerade in Afghanistan los ist. Nun ja, ganz Afghanistan werde ich nicht bereisen und mich aufgrund meiner leider beschränkten Sprachkenntnisse auf den Norden beschränken. Denn mein Persisch ist nur gut für den Basar und den Taxifahrer, aber nicht gut genug, um in Kandahar in den Gärten mit romantischen pashtunischen Jungen ins Gespräch zu kommen, in Jalalabad die grünen Strassen entlang zu laufen und mit den Leuten hier zu plaudern und in Kabul die Wohnviertel der Zigeuner unsicher zu machen. So werde ich mich bald in den Norden aufmachen, doch leider mit dem Flugzeug fliegen müssen. obwohl ich mich schon richtig auf die Autofahrt in den Norden gefreut habe, zum Salangpass hinauf (oder durch den Tunnel hindurch). Aber leider machen ein paar Jungs die Strassen in Pul-khumri gerade sehr unsicher, so dass sogar tagsüber die Fahrt für Aghanen nicht ungefährlich ist. Alle die ich gerfragt habe fliegen zur Zeit. Nun ja, dann werde ich es wohl auch tun.
Aber zur Zeit bin ich mit einem befreundeten Ethnologen in Kabul und so kann ich mich auf seine Sprachkenntnisse verlassen und so nebenher gehen.
Deswegen auch nur ein paar Beobachtungen am Rande zu einer erstaunlichen Stadt. Kaum zu glauben, wie man es täglich mit dieser Stadt in die Medien schafft. Gar zu schön und gewöhnlich ist doch das, was man hier erleben kann. Doch darüber steht leider nie etwas dort, wo man über die Grossen Dinge erfährt: in den Medien
Gestern bin ich in Kabul angekommen und von da bisi jetzt waren wir nicht nur den ganzen Tag unterwegs, sondern haben auch meines Freundes Gastfamilie besucht, mit denen wir ausgiebig den Wein getrunken haben, den ich mitgebracht habe. Der Vater des Hauses ist in Südwestafghanistan auf Wahlkampftour und so war der älteste Sohn der Hausvorsteher. Der ist letzte Woche nach zwei Jahren Studium in Kazan das erste mal wieder nach Hause gekommen. Die Familie ist aufgeklärt, zwei Töchter und ein Sohn studieren im Ausland,: Istanbul, Moskau und Kazan, Medizin, Medizin und Politik, Der Vater des Hauses ist ein ehemaliger Kommunist, oder wie es hier besser heisst ein Parteiler (das Wort kennt man auch im OSten Deutschlands). Sie wohnen im Mikrorayon Nummer vier und wenn man dort ist, hat man das Gefuehl man waer irgendwo in der Sowjetunion. Die absolut gleiche Bauweise von 70er-Jahre-Neubauten, hier erbaut in den 80er Jahren. Die gleiche Anordnung, Kinder auf dem Hof, Jugendliche vor dem Haus. Es ist ganz erstaunlich wie die ganze Stadt von der Sowjetzeit geprägt ist. Hier gibt es dutzende in der Sowjetzeti gebaute Kinos, fünf haben wir nun schon gesehen und das ist nur ein kleiner Teil davon. Alle arbeiten und zeigen Filme aus Indien oder auch eigene jüngere Afghanische Produktionen. Ich werde bald darüber berichten
Um die Stadt herum sind überall Huegel. Auf einem von denen waren wir heute. Dort oben gibt es einen Garten (baghe bolo) und von dem aus kann man die ganze Stadt schön sehen.
Im Park waren viele Pashtunische Maenner, hielte Haendchen und verkrochen sich zwischen den Rosenbueschen. Das wäre lange nicht alles, was dazu zu sagen wäre. Denn man koennte von hier aus nicht nur die schöne Stadt sehen, sondern auch die eine oder andere Wasserpfeife rauchen und einen Milchtee dazu trinken. Aber es ist Ramadhan und deshalb ziemlich tote Hose in den Parks. Wer will schon gerne muessig gehen und dazu weder Essen, noch Trinken oder Rauchen. Keiner der sonst üblichen Wahrsagerinnen am Wegesrand, keine Tandanbieter oder ambulanten Eisverkäufer, nur ein paar Freundespaare.
Es ist also Fastenzeit und um die Fastenzeit ohne Trinken zu ueberstehen, gibt es ein paar Tricks. An den Brunnen und Pumpen, die hier ueberall an der Strasse stehen, machen viele Juendliche gerne eine Kopfdusche. Vielleicht in der Hoffnung, das eine oder andere Troepchen von der Stirn in den Mund rieseln zu lassen. Andere Duschen gerne ab nachmittags zu Hause, damit das Wasser wenigstens die Haut herrunter rieselt.
Gestern abend wurden wir auf eine Party eingeladen. Skatestan, eine Gruppe australischer Skateboarder, die in Kabul ein Jugendprojekt aufgebaut hat. Sie haben ein Skaterpark eingerichtet und sie habenin einem abgelegenen neugebauten Stadtvietel der Stadt ein dreistöckiges Haus gemietet und dieses auf allen drei Etagen zum Wohnen, oben auf dem Dach zum Abhängen und unten im Partykeller zum Tanzen eingerichtet. Soweit so gut. Daraus könnte ein schöner Anfang einer neuen Hippiekomune werden.
Aber die Leute auf der Party sind keine Erinnerung an die Hippiezeit, denn sie waren auf eine komische Art entspannt. Manchmal sprachen sie ueber ihre eigenen Ängste. Und die werden geschührt hier, oh Mann, sag ich dir, Wahnnsinn. Den Internationalen (so nennt man hier die Politarbeiter in Nichtuniform) ist es verboten, lokales Taxi zu fahren, schon gar nicht Bus (Marschrutka), sie duerfen nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr auf der Strasse spazieren gehen. Sie duerfen nur in von security Firmen gestellten Autos fahren, sie duerfen nicht auf den Markt gehen.
Ja hier, hier leben die Internationalen nun abgeschirmt, leben in Saus und Braus. Auf der Party das Bier für 5 Dollar, in Dollar bezahlt versteht sich. Für 30 Dollar Brunchen im Besten Hotel der Stadt? Kein Problem, das macht man so mit seinen Internationalen Freunden jeden Samstag. Unter Afghanen ist das teuere Hotel der Stadt aus anderen Gründen bekannt. Sie vermuten hier, das sicherlich in einem jeden Zimmer Prostituierte mit zum Zimmerservice gehört. Warum? Weil der Preis so hoch ist.
Ich bin wieder mal auf Reisen. Und da solcherlei Reiseplaudereien nicht so richtig auf den Zentralasienblog tethys passen, will ich hier also die naechsten Wochen berichten, was da wohl gerade in Afghanistan los ist. Nun ja, ganz Afghanistan werde ich nicht bereisen und mich aufgrund meiner leider beschränkten Sprachkenntnisse auf den Norden beschränken. Denn mein Persisch ist nur gut für den Basar und den Taxifahrer, aber nicht gut genug, um in Kandahar in den Gärten mit romantischen pashtunischen Jungen ins Gespräch zu kommen, in Jalalabad die grünen Strassen entlang zu laufen und mit den Leuten hier zu plaudern und in Kabul die Wohnviertel der Zigeuner unsicher zu machen. So werde ich mich bald in den Norden aufmachen, doch leider mit dem Flugzeug fliegen müssen. obwohl ich mich schon richtig auf die Autofahrt in den Norden gefreut habe, zum Salangpass hinauf (oder durch den Tunnel hindurch). Aber leider machen ein paar Jungs die Strassen in Pul-khumri gerade sehr unsicher, so dass sogar tagsüber die Fahrt für Aghanen nicht ungefährlich ist. Alle die ich gerfragt habe fliegen zur Zeit. Nun ja, dann werde ich es wohl auch tun.
Aber zur Zeit bin ich mit einem befreundeten Ethnologen in Kabul und so kann ich mich auf seine Sprachkenntnisse verlassen und so nebenher gehen.
Deswegen auch nur ein paar Beobachtungen am Rande zu einer erstaunlichen Stadt. Kaum zu glauben, wie man es täglich mit dieser Stadt in die Medien schafft. Gar zu schön und gewöhnlich ist doch das, was man hier erleben kann. Doch darüber steht leider nie etwas dort, wo man über die Grossen Dinge erfährt: in den Medien
Gestern bin ich in Kabul angekommen und von da bisi jetzt waren wir nicht nur den ganzen Tag unterwegs, sondern haben auch meines Freundes Gastfamilie besucht, mit denen wir ausgiebig den Wein getrunken haben, den ich mitgebracht habe. Der Vater des Hauses ist in Südwestafghanistan auf Wahlkampftour und so war der älteste Sohn der Hausvorsteher. Der ist letzte Woche nach zwei Jahren Studium in Kazan das erste mal wieder nach Hause gekommen. Die Familie ist aufgeklärt, zwei Töchter und ein Sohn studieren im Ausland,: Istanbul, Moskau und Kazan, Medizin, Medizin und Politik, Der Vater des Hauses ist ein ehemaliger Kommunist, oder wie es hier besser heisst ein Parteiler (das Wort kennt man auch im OSten Deutschlands). Sie wohnen im Mikrorayon Nummer vier und wenn man dort ist, hat man das Gefuehl man waer irgendwo in der Sowjetunion. Die absolut gleiche Bauweise von 70er-Jahre-Neubauten, hier erbaut in den 80er Jahren. Die gleiche Anordnung, Kinder auf dem Hof, Jugendliche vor dem Haus. Es ist ganz erstaunlich wie die ganze Stadt von der Sowjetzeit geprägt ist. Hier gibt es dutzende in der Sowjetzeti gebaute Kinos, fünf haben wir nun schon gesehen und das ist nur ein kleiner Teil davon. Alle arbeiten und zeigen Filme aus Indien oder auch eigene jüngere Afghanische Produktionen. Ich werde bald darüber berichten
Um die Stadt herum sind überall Huegel. Auf einem von denen waren wir heute. Dort oben gibt es einen Garten (baghe bolo) und von dem aus kann man die ganze Stadt schön sehen.
Im Park waren viele Pashtunische Maenner, hielte Haendchen und verkrochen sich zwischen den Rosenbueschen. Das wäre lange nicht alles, was dazu zu sagen wäre. Denn man koennte von hier aus nicht nur die schöne Stadt sehen, sondern auch die eine oder andere Wasserpfeife rauchen und einen Milchtee dazu trinken. Aber es ist Ramadhan und deshalb ziemlich tote Hose in den Parks. Wer will schon gerne muessig gehen und dazu weder Essen, noch Trinken oder Rauchen. Keiner der sonst üblichen Wahrsagerinnen am Wegesrand, keine Tandanbieter oder ambulanten Eisverkäufer, nur ein paar Freundespaare.
Es ist also Fastenzeit und um die Fastenzeit ohne Trinken zu ueberstehen, gibt es ein paar Tricks. An den Brunnen und Pumpen, die hier ueberall an der Strasse stehen, machen viele Juendliche gerne eine Kopfdusche. Vielleicht in der Hoffnung, das eine oder andere Troepchen von der Stirn in den Mund rieseln zu lassen. Andere Duschen gerne ab nachmittags zu Hause, damit das Wasser wenigstens die Haut herrunter rieselt.
Gestern abend wurden wir auf eine Party eingeladen. Skatestan, eine Gruppe australischer Skateboarder, die in Kabul ein Jugendprojekt aufgebaut hat. Sie haben ein Skaterpark eingerichtet und sie habenin einem abgelegenen neugebauten Stadtvietel der Stadt ein dreistöckiges Haus gemietet und dieses auf allen drei Etagen zum Wohnen, oben auf dem Dach zum Abhängen und unten im Partykeller zum Tanzen eingerichtet. Soweit so gut. Daraus könnte ein schöner Anfang einer neuen Hippiekomune werden.
Aber die Leute auf der Party sind keine Erinnerung an die Hippiezeit, denn sie waren auf eine komische Art entspannt. Manchmal sprachen sie ueber ihre eigenen Ängste. Und die werden geschührt hier, oh Mann, sag ich dir, Wahnnsinn. Den Internationalen (so nennt man hier die Politarbeiter in Nichtuniform) ist es verboten, lokales Taxi zu fahren, schon gar nicht Bus (Marschrutka), sie duerfen nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr auf der Strasse spazieren gehen. Sie duerfen nur in von security Firmen gestellten Autos fahren, sie duerfen nicht auf den Markt gehen.
Ja hier, hier leben die Internationalen nun abgeschirmt, leben in Saus und Braus. Auf der Party das Bier für 5 Dollar, in Dollar bezahlt versteht sich. Für 30 Dollar Brunchen im Besten Hotel der Stadt? Kein Problem, das macht man so mit seinen Internationalen Freunden jeden Samstag. Unter Afghanen ist das teuere Hotel der Stadt aus anderen Gründen bekannt. Sie vermuten hier, das sicherlich in einem jeden Zimmer Prostituierte mit zum Zimmerservice gehört. Warum? Weil der Preis so hoch ist.
Olim-devona - Fr, 20:40