Exzellent verpufft

Seit etwa einem Jahr verfolge ich die Exzellenzinitiative der Bundesregierung und der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit Argwohn. Doch kann ich nicht verhehlen, dass von meiner Distanz und Kühle zu dem Zeitpunkt als sie bekanntgegeben wurde nicht viel übrig geblieben ist. Mit Spannung erwartete ich die eine oder andere Entscheidung in den letzten Monaten und nahm mir jedoch vor, zu den Entscheidungen von Gutachtern der DFG und der Bundesregierung weiterhin Kühle und Distanz zu wahren.

Nun begab es sich aber in der letzten Zeit, dass ich in die Vorbereitung einiger Exzelleninitiativen reinschnuppern konnte. Professoren quatschen gerne, und an der einen oder anderen Initiative war ich persönlich anwesend. Daraus ergibt sich folgendes Bild. Exzellent werden wollen wohl vor allen nur die, die etwas vom großen Kuchen abhaben wollen. Das scheint in Berlin, Halle und Leipzig bei den Wirtschafts- und Rechtswissenschaften nicht der Fall zu sein. Die halten ruhig an ihrer festen Verankerung in der Universität fest und tun recht damit. Denn bei denen, die sich in die Exzellenz drängen, kommt es zu dem unschönen Nebeneffekt, dass Forschung und Lehre, Betreuung von Studenten und Doktoranden zwangsläufig unter dem immensen Gesprächsbedarf, der hohen Arbeitsintensität und der Bindung vieler Gehirnmasse an die Exzellenzvorhaben leiden. Schon bestehende Sonderforschungsbereiche trocknen aus, da viele der Lehrstühle sich gleichzeitig in Exzellenzinitiativen engagieren. Für die jetztige Situation an den Universitäten ist die Ganze Initiative ein Graus.

Der Präsident der Humboldt Universität der Präsident wurde auf der Personalversammlung darauf aufmerksam gemacht, dass an der Exzellenzinitiative rechnerisch etwas nicht stimmt. Denn die Millionen, die zusätzlich vom Bund in die Universitäten fließen, sind Anschubfinanzierungen und fallen nach 5 Jahren weg. Dann muss das Budget der Universität herangezogen werden, die aber vom Land keine absehbar größere Unterstützung bekommen wird. Um in der Zukunft Neues weiter zu finanzieren muss jetzt schon anderswo eingespart werden. Das geht zu Lasten der Strukturentscheidungen der Uni, denn hier kann nur eingespart werden, was in den nächsten Jahren tatsächlich durch Emeritierung an Lehrstühlen frei geräumt wird. Nicht mehr nur die seit Jahren steinbruchartig mißbrauchten kleinen Fächer werden dann eingespart, sondern nach einem System des Alterszufalls.

Nun hat Herfried Münkler in einem Radiokommentar [Text] auf eine ganz andere unterschwellige Strukturentscheidung aufmerksam gemacht. In den siebziger Jahren wurden reihenweise an der Peripherie, in den strukturschwachen Regionen Universitäten auf- und ausgebaut, die nun durch die Exzellenzinitiative abgebaut werden. Denn exzellent kann nur werden, das ist eine Hauptargumentationsstrecke der DFG, wer mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen (Fraunhofer-, Max Planck Instituten usw.), Bundesämtern. Ministerien und der Industrie zusammenarbeitet. Diese nun sind nicht in der Peripherie, sondern in den Zentren wie Berlin, München, Hamburg usw. angesiedelt, jedoch nicht in Osnabrück oder Frankfurt/O.. Folglich werden hier Schafe geschlachtet, die nun überhaupt nichts für diese Strukturentscheidungen können und die auch keinen genügenden Einfluss ausüben können. So kann man aus der Exzellenzinitiative wohl lernen, das erstens die fetten Kühe einen feuchten Pfurz drauf lassen, die gierigen Schweine in sich aufnehmen, was sie einschaufeln können, die Schafe auf der Weide jedoch geopfert werden, ohne daran etwas ändern zu können.

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Olim ist ein arabischer Vorname, der sich aus der Silbe ilm ableitet und soviel heißt wie der Wissende oder Wissenschaftler. Ich habe den Namen 1994 in Buchara verliehen bekommen und ein Jahr später angefangen, Mittelasienwissenschaften zu studieren. Das tue ich heute immer noch im fortgesetzten Stadium. Devona ist ein Wort das man fuer verrückt, entrückt, weggetreten benutzen kann. Es hat immer irgendwie mit Liebe zu tun, zu den Menschen, zum Leben, zu Gott. Naja und das zusammen macht die Figur Olim devona aus. Manchmal schlüfe ich in sie hinein und fuehle mich dann total devona.

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