Fotochronika
Nun habe ich mich also fast zwei Monate in Mittelasien herumgetrieben und dabei im Norden Tadschikistans im Museum für Geschichte Khodjands im Archiv gearbeitet.
Dieses war zwar noch immer in Kisten verpackt und so nicht systematisch einsehbar aber immerhin konnte ich fünf dieser Kisten im Fond des Museum aufspüren und ausplündern. Dabei stieß ich auf eine angenehme Überraschung. In der Hauptstadt der Sowjetrepublik Tadjikistans (Duschanbe) gab es eine Einrichtung, die sich Fotochronik Tadschikistans nannte. In dieser Institution wurden Bilderserien erstellt, die monatlich an die verschiedenen Institutionen -- vor allem Museen der Republik entsandt wurden, damit diese sie an einem speziellen Ort auf Schautafeln den Besucher zeigen. Damit nichts schief geht, haben sie auch die Schautafelüberschriften und den Aufhängeplan gleich mitgeliefert. Nun will ich der Weltöffentlichkeit diese Dokumente auf keinen Fall vorenthalten. Dazu habe ich hier auf dem Webblog eine Rubrik eingerichtet, die sich Strasse der Besten nennt. Hier will ich in lockerer Reinfolge immer mal wieder ein Bild aufhängen und kommentieren.
Also los gehts...
Aus einer Fotoserie aus dem Jahre 1962.
Bildunterschrift
Die Pionierleiterin aus der Mittelschule der Sowchose "Kabadian" im Kreis Kolchosabad Rano Kucharova kann man oft bei den Hirten auf den Weiden treffen. Mit Leib und Seele nimmt sie die gesellschaftliche Verantwortung wahr und kann sich deshalb mit Recht die "Beste Agitatorin" nennen. Auf dem Foto R. Kucharova (rechts) in der Familie des Hirten Holov.
Kommentar
Sowchosen waren die nach dem II. Weltkrieg eingeführte Wirtschaftsform auf dem Land. Waren vorher die Dörfer ab 1929 im Zuge der Kollektivierungskampagne zu Kolchosen (was soviel wie Kollektivwirtschaft heisst) umgestaltet, war der neue Trend ab den 50er aber Sowchosen also Sowjetwirtschaften zu etablieren. Das diese Sowchose aber in einem Kreis mit der Kreisstadt Kolchosabad (zu deutsch "reich an Kolchosen" oder "durch Kolchosen schön/wohl erbaut") zu finden ist, verdeutlicht, dass sie nicht in einem traditionell landwirtschaftlichen Gebiet steht, sondern in einem Kreis, der im Zuge der Neulandkampangen erst gebildet wurde. So wurden im Zuge der vielen Bewässerungsprojekte der Sowjetzeit ganze Landstriche neu besiedelt und vor allem für den Baumwollanbau urbar gemacht. Dass die Pionierleiterin jedoch eine Hirtenfamilie besucht, ist lange Tradition in der Geschichte der Agitation in der Sowjetunion. Denn seit der russischen Revolution von 1917 ff war es Gang und Gebe die Bauern und Hirten auf dem Lande über die Vorzüge der Sowjetmacht aufzuklären. Damit aber nichts falsch gemacht werden konnte, sollten die Agitatoren vor allem aus den Zeitungen vorlesen. Das künstklerische Wort frei vor dem Bauern gesprochen war zwar ebenfalls Agitationsalltag jedoch wurde es vor allem von herumreisenden Theatergruppen vorgeführt und deshalb entsprechend seltener als die aus der Stadt anreisende Pionierleiterin. Dass diese die Hirten überhaupt besucht hat, hat sicher nicht nur damit zu tun, dass sie ihr Herz der Sowjetmacht geschenkt hatte, sondern auch seine Ursache darin, dass vor Ort gleich auch noch Käse und Milch mit nach Hause zu nehmen waren.
Die auf den Foto zu sehenden Plakate an der Jurte waren sicher eigens für das Fotochronikabild inszeniert.
Dieses war zwar noch immer in Kisten verpackt und so nicht systematisch einsehbar aber immerhin konnte ich fünf dieser Kisten im Fond des Museum aufspüren und ausplündern. Dabei stieß ich auf eine angenehme Überraschung. In der Hauptstadt der Sowjetrepublik Tadjikistans (Duschanbe) gab es eine Einrichtung, die sich Fotochronik Tadschikistans nannte. In dieser Institution wurden Bilderserien erstellt, die monatlich an die verschiedenen Institutionen -- vor allem Museen der Republik entsandt wurden, damit diese sie an einem speziellen Ort auf Schautafeln den Besucher zeigen. Damit nichts schief geht, haben sie auch die Schautafelüberschriften und den Aufhängeplan gleich mitgeliefert. Nun will ich der Weltöffentlichkeit diese Dokumente auf keinen Fall vorenthalten. Dazu habe ich hier auf dem Webblog eine Rubrik eingerichtet, die sich Strasse der Besten nennt. Hier will ich in lockerer Reinfolge immer mal wieder ein Bild aufhängen und kommentieren.
Also los gehts...
Aus einer Fotoserie aus dem Jahre 1962.
Bildunterschrift
Die Pionierleiterin aus der Mittelschule der Sowchose "Kabadian" im Kreis Kolchosabad Rano Kucharova kann man oft bei den Hirten auf den Weiden treffen. Mit Leib und Seele nimmt sie die gesellschaftliche Verantwortung wahr und kann sich deshalb mit Recht die "Beste Agitatorin" nennen. Auf dem Foto R. Kucharova (rechts) in der Familie des Hirten Holov.
Kommentar
Sowchosen waren die nach dem II. Weltkrieg eingeführte Wirtschaftsform auf dem Land. Waren vorher die Dörfer ab 1929 im Zuge der Kollektivierungskampagne zu Kolchosen (was soviel wie Kollektivwirtschaft heisst) umgestaltet, war der neue Trend ab den 50er aber Sowchosen also Sowjetwirtschaften zu etablieren. Das diese Sowchose aber in einem Kreis mit der Kreisstadt Kolchosabad (zu deutsch "reich an Kolchosen" oder "durch Kolchosen schön/wohl erbaut") zu finden ist, verdeutlicht, dass sie nicht in einem traditionell landwirtschaftlichen Gebiet steht, sondern in einem Kreis, der im Zuge der Neulandkampangen erst gebildet wurde. So wurden im Zuge der vielen Bewässerungsprojekte der Sowjetzeit ganze Landstriche neu besiedelt und vor allem für den Baumwollanbau urbar gemacht. Dass die Pionierleiterin jedoch eine Hirtenfamilie besucht, ist lange Tradition in der Geschichte der Agitation in der Sowjetunion. Denn seit der russischen Revolution von 1917 ff war es Gang und Gebe die Bauern und Hirten auf dem Lande über die Vorzüge der Sowjetmacht aufzuklären. Damit aber nichts falsch gemacht werden konnte, sollten die Agitatoren vor allem aus den Zeitungen vorlesen. Das künstklerische Wort frei vor dem Bauern gesprochen war zwar ebenfalls Agitationsalltag jedoch wurde es vor allem von herumreisenden Theatergruppen vorgeführt und deshalb entsprechend seltener als die aus der Stadt anreisende Pionierleiterin. Dass diese die Hirten überhaupt besucht hat, hat sicher nicht nur damit zu tun, dass sie ihr Herz der Sowjetmacht geschenkt hatte, sondern auch seine Ursache darin, dass vor Ort gleich auch noch Käse und Milch mit nach Hause zu nehmen waren.
Die auf den Foto zu sehenden Plakate an der Jurte waren sicher eigens für das Fotochronikabild inszeniert.
Olim-devona - Fr, 12:35
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