Unterm Halbmond

„Habt Ihr den Mond gesehen?“ fragte ich Ghayrat, Abdusattor und Nasim. Nasim hatte gerade die gute alte Belomor in der Hand. Belomor, musst Du wissen, sind spezielle Zigaretten mit scheußlichem Tabak aber genialem vorgefertigten Filter. Das Innere haust Du weg. Das Äußere gebrauchst Du, wenn Du willst. Bei einer Banane ist es umgekehrt. Nasim hatte also das Ding in der Hand und praeparierte es fuer einen Joint.
„Ja“, sagte Nasim. „Weißt Du was ist, wenn ein Mond so eine rasierscharfe Klinge hat?“ fragte mich Nasim altklug. Ich schwieg. „Dann beginnt fuer uns Muslime ein neuer Monat!“ Tja, mal gut, das ich nicht dazwischen geplappert habe. Weiss ich zwar längst, das mit dem Mondkalender, aber man hat ja nie alles immer parat. Dann baute er gemaechlich weiter und wir schwiegen.

Dieser Dialog nun ging mir durch den Kopf, vorhin. Oh, scheisse, dachte ich. Schon wieder ein Monat, ist egal ob hier Mond oder Sonne. So eine Ansage bringt auf jeden einen auf den Gedanken, doch mal zu resuemieren. Dann hab ich mir gesagt, musst Du eben was schreiben. Die daheim meckern schon: „Jaja, sagt, dass er Blog schreibt und Pumpe is!“ Okay okay, ich geb’s ja zu. Texte gingen mir schon lange durch den Kopf. Aber Frau und Kind, die wollen auch, ach scheisse nur Ausreden. Also an Texten hatte ich lange herumgedoktert. Besonders der mit dem falschen Fuffziger. Den hab ich nun schon seit zwei Wochen in der Birne, schreib ihn aber nicht aus. Egal. Also das mit dem falschen Fuffziger is ja nun so ne Redensart. Aber wie wir so in Taschkent ankommen, merke ich auf ein Mal, dass die Preise geklettert sind. „Kein Wunder“ hören ich Dich schon sagen, „Ham die einfach die Preise behalten und EURO hinter geschrieben.“ Aber Eurochen is ja nicht in Taschkent, sondern sum. Und der ist nun an den Dollar gekoppelt. Quasi, Woll’n sie gerne. Aber egal. Der ist aber gleich geblieben. Also der Kurs. Heisst. Leben wird enger, wenn die Preise steigen aber die Pinke pinke, die man auf die Hand kriegt, nicht mehr das Kleingeld wert ist. Au scheisse, da hab ich mir also die Pointe geklaut. Also, wie wir so Bus fahren und auf dem Markt einkaufen gehen, merke ich: Die ham hier keinen Preis mehr mit irgendwas und fuffzig. Ne, glatte Hundert, Tausend oder so. Denke ich mir. Falscher Fuffziger. Der Hunderter. Oder der Tausender, egal. Wenn se den Fuffziger nicht mehr ehren, dann gute Nacht. Und dann ist mir eben immer wieder aufgefallen, wie viele falsche Fuffziger es sonst noch so auf der Welt gibt. Hatte Tausende davon im Kopf. Aber nun ja, hab sie alle wieder vergessen. Außer einen. Da war doch dieser Boxkampf, Valuev gegen Chagaev. Und Chagaev, der nun ist wieder ein Usbeke. Deswegen war ich schon ganz gespannt drauf, wer denn nun gewinnen wird. Das Vorzeigemonster oder der kleine Haempf. Nicht nur damit ich mitreden kann, sondern auch so. Hat dann eh keinen hier in Usbekistan interessiert. Jaja, waere das Ringen gewesen... Dickes Ding! Nun ist also dicke Zeitverschiebung, drei Stunden, aber egal, Boxen muß sein. Und so habe ich letzte Woche doch wirklich durchgehalten. Habe halb drei in die Glotze geschaut. Das Programm, das was gesendet hat, war nun ein Russisches. Quasi Sportkanal auf Russisch mitten in der Nacht. Und die Bloedmaenner, wieder voll der falsche Fuffziger, blenden doch zwischen jeder Runde ihre Reklame ein. Aber nicht irgendwas, ne: „Hallo, ich bin dein kleines Luder, und habe Lust auf versaute Spiele.“ Und das nun wieder bei den Usbeken, inner Gastfamilie, die schon schlief, hoffentlich. Aber einer war dann doch gut. Schreit eine Dominante: „Russische Soldaten, ruft mich an!“ und dann wieder -- schwenk -- siehst Du russische Soldaten. 17 und 18 Jahre alt nicht mehr, im Buddelkasten in Armeeuniform, die wie auf Bestellung ins Handy eintippen.

Nun gebe ich also diesen Text der Dorothea zu lesen und was sagt sie? „Albernes Spelunkengetue. Kannst doch sonst so schoen intelligent schreiben“ und nimmt sich wieder den Brenner zur Hand. Ertappt denke ich, mache ich doch nur wieder eine billige Kopie. Werde ich also wieder intelligent schreiben. So mit langen Saetzen und so, ueber Land und Leute. Na mal sehen.

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Olim ist ein arabischer Vorname, der sich aus der Silbe ilm ableitet und soviel heißt wie der Wissende oder Wissenschaftler. Ich habe den Namen 1994 in Buchara verliehen bekommen und ein Jahr später angefangen, Mittelasienwissenschaften zu studieren. Das tue ich heute immer noch im fortgesetzten Stadium. Devona ist ein Wort das man fuer verrückt, entrückt, weggetreten benutzen kann. Es hat immer irgendwie mit Liebe zu tun, zu den Menschen, zum Leben, zu Gott. Naja und das zusammen macht die Figur Olim devona aus. Manchmal schlüfe ich in sie hinein und fuehle mich dann total devona.

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