Dienstag, 10. August 2010

Vermutungen bezüglich Augenärzten

Vor ein paar Tagen waren die Schlagzeilen aller Medien von grausigen Morden bestimmt, die sich in den Bergen im östlichen Afghanistan ereigneten. Schnell war die Nachricht in den Köpfen der Menschen: Taliban töten Ärzte! Dass sich solcherlei schnell in den Köpfen der Menschen festsetzt, ist jahrelanger Medienarbeit zu verdanken, die Taliban + Greuel und Ungerechtigkeit in eins setzen konnten, so dass solcherlei Nachrichten sich erfolgreich und schnell verarbeiten lassen. Das es diese Taliban, wie die westliche Presse sie bezeichnet, gar nicht gibt, sondern das ein englischer Sammelbegriff für >>Kämpfer gegen die Nato << geworden ist, das wissen nur wenige. Gewiss es gibt die Mujahedin, die für ein Emirat Afghanistan Kämpfen und täglich ihre Sichtweisen auf ihren Seiten publizieren. Da steht interessanterweise aber nichts über die Überfälle, auch wenn es bereits Bekennerschreiben bzw. Anrufe dazu gegeben haben soll. Nur wenig wurde bisher über den Tathergang in den Bergen von Badakhschan bekannt. Aber eines ist gewiss, einiges stimmt an den ganzen Geschichten irgendwie nicht. Nur einmal stand es bei Spon ganz direkt und das ist mein wichtigster Anhaltspunkt, ummeine folgende Einschätzung, die allerdings nur auf Vermutungen und Indizien nicht auf Beweisen beruht, zu stützen:

Einer der Ermordeten, sei der Optiker Tom Little, der seit 30 Jahren in Afghanistan gearbeitet habe, teilte die Organisation mit. Im August 2001 sei Little zusammen mit sechs Deutschen und einem weiteren amerikanischen IAM-Mitarbeiter von der damaligen Taliban-Regierung verhaftet worden, weil sie versucht haben sollen, Afghanen zum Christentum zu bekehren. Sie wurden schließlich ausgewiesen. Little sei nach der US-Invasion im November 2001 nach Afghanistan zurückgekehrt.


Wie es auch in den Hörfunknachrichten zu hören war, war nicht nur der Optiker Tom Little seit 30 Jahren im Land, sondern auch der Großteil der anderen Leute keine Frischlinge, einige seit 12 bis 15 Jahren in Afghanistan. Wer auch nur einmal (wie ich) in der letzten Zeit in Afghanistan war, weiss, dass Badakhshan, die Region in der die Sache passierte, ein absolut unsicheres Gebiet ist. Hier sind seit Jahren Wegelagerer am Werk. Ohne lokale Führer und selbst mit ihnen ist der Weg in die Berge mit hohem Risiko verbunden. Das müssen die Leute, die man vor ein paar Tagen neben ihrem Jeep gefunden hat, einfach gewusst haben. Keine Frage. Die Frage ist, warum sie nun trotzdem gefahren sind. Da gibt es zwei mögliche Überlegungen. Erstens haben sie vielleicht angenommen, dass die Situation mittlerweile in der Bergen so entspannt ist, dass sich der Trip da hoch schon lohnt. Zweitens, sie vertrauten einem Führer, der ihnen versicherte, mit seiner Hilfe können sie sich da oben schon umschauen. Nur schauten sie sich ja nicht bloss um, sondern wollten da oben in der Bergen eine Klinik aufbauen. Und das ist dann schon reichlich dubios, warum sollte man schwer erreichbar in den Bergen eine Station aufbauen, und nicht in der Regionshauptstadt Faizabad, wo ein viel grösserer Ereichungsgrad gegeben wäre. Oder ging es vielleicht gar nicht um den Aufbau einer Augenklinik? Warum sollte man in die Berge gehen, wenn man die Stadt mit ihrer Infrastruktur doch viel leichter erreichen kann? Brauchte man Abgeschiedenheit von den Augen der Öffentlichkeit? Wie man weiss, ist Missionieren in Afghanistan gesetzlich verboten. Wer also missioniert, würde gar nicht die Taliban brauchen, um hier gestoppt zu werden. Auch die offiziellen Strafverfolgungsbehörden würden sich mit einem beschäftigen. Wer also in den Berge geht, hat was zu verbergen. Nun, was sollte denn dann aufgebaut werden? Vielleicht die villages of hope, wie es eine Schwesternorganisation (Shelter now) der AIM in Afghanistan , die 2001 von den Taliban wegen Missionierung rausgeworfen wurden, derzeit aufbaut? Waren die Augenkrankheiten, die tatsächlich in den Bergen aufgrund des Vitaminmangels ein gravierendes Problem darstellen, eigentlich nur ein Vorwand?

Etwas anderes an den Geschichten, die Taliban würden überhaupt fähig sein, solcherlei Tat auf der Grundlage des Bestrafens des Missionierens durchzuführen, macht mich ebenso immer wieder stutzig. Die Operationsfläche der Mujahedeen ist die Ebene, die Strasse, die Stadt. Sie kontrollieren nichts in den Bergen, weil es da einfach nichts gibt, was sich zu bekämpfen lohnte. Wer die Berge irgendwie bezwingen wollte, der riegelt sie unten ab, am Fusse der Berge, so wie es die Mujahedeen an vielen Orten Afghanistans bereits sehr erfolgreich praktizieren. Man stört die Infrastruktur durch mobile Motorradgetriebene Checkpoints. In den Bergen kann man solcherlei nicht machen. Das würde sich hier absolut nicht lohnen.

Ein weiteres Indiz, dass für einen Raubüberfall politisch völlig unmotivierter Wegelagerer stehen würde, wäre der Tathergang. Überfallen, niedergemäht, ausgeraubt, keinerlei mediale Unterstützung, Siegerfotos usw. Das sieht nicht wirklich nach Taliban / Mujahedeen aus ... Denn deren Kunst ist es, mit ihren Aktionen immer wieder die Medienweltöffentlichkeit zu erreichen. Auch wenn es immer wieder Dinge gibt, die ihnen untergeschoben werden, gegen die sie sich mit guten Argumenten selbst distanzieren.

Aber das gehört zu dem Medialen Krieg, der seit dem ersten Irakkrieg der USA die neuen Kriege dieser Zeit begleiten, bei der die Westpresse aber interessanterweise in Afghanistan ganz anderer Widersacher hat, als im Irak.

Aber wenn wir nun einen nicht politisch motiverierten Raubüberfall haben, dann brauchen wir die Missionsinformation und die Taliban nicht, wenn wir nun aber die Mission und die Taliban haben, dann brauchen wir die Berge und die Abgeschiedenheit nicht. Das zeigt nur, dass durch den Vorfall eine Menge auch in unsere Zeitungen sickerte, das ein viel lebhafteres Bild von Afghanistan zeichnt. Krieg und gezielte Aktionen der Mujahedin gegen die Nato auf der einen Seite, Bergtripps, Missionsstationen usw. auf der anderen Seite. Vieles geht in diesem Land zur Zeit ab, von dem man hier in Deutschland absolut nichts weiss. Zum Beispiel der Alltag...

Update: Die wikipedia hat eine detaillierte Schilderung der Ereignisse und Hintergründe in den Bergen von Badakhshan zusammengestellt (englisch).

schnee von gestern

Nun habe ich fast die Jahresrfrist meines letzten Eintrages verpasst. Schon lange nichts mehr geschrieben, unter Bloggern ist es ja dann üblich entweder: "Ich weiss, es ist gerade nicht viel los, aber..." Einträge zu fabrizieren. Habe ich lieber gelassen, muss man einfach dazu stehen wenn man woanders mehr macht, als bei sich selbst. War bei meinem Schwiegeropa auch so, der hat lieber als Elektriker bei Nachbarn für reibungsloses Funktionieren gesorgt, als bei sich selbst mal ne Gluehbirne zu wechseln. Nun aber dachte ich, dieser Eintrag hier des Völkerkunde Museum in Leipzig, der stopft das Sommerloch wirklich.


Straßenschnee, gesammelt in diesem harten Winter (Februar 2010) auf dem Täubchenweg vor dem Grassimuseum in Leipzig, und jetzt im Hochsommer desselben Jahres zur Versteigerung gegeben.


Also das Museum verkauft dreckigen Schnee von gestern. Toll und ein anderes Museum .... ach das reicht als Eintrag für einen nächsten Beitrag. Also, kurzum, olim devona lebt, i ist zurück, und hat wahrscheinlich sogar seinen einzigen Leser verloren. Naja, muss man sich auch nicht wundern, wenn man seine Freundschaften nicht pflegt.....

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Olim ist ein arabischer Vorname, der sich aus der Silbe ilm ableitet und soviel heißt wie der Wissende oder Wissenschaftler. Ich habe den Namen 1994 in Buchara verliehen bekommen und ein Jahr später angefangen, Mittelasienwissenschaften zu studieren. Das tue ich heute immer noch im fortgesetzten Stadium. Devona ist ein Wort das man fuer verrückt, entrückt, weggetreten benutzen kann. Es hat immer irgendwie mit Liebe zu tun, zu den Menschen, zum Leben, zu Gott. Naja und das zusammen macht die Figur Olim devona aus. Manchmal schlüfe ich in sie hinein und fuehle mich dann total devona.

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