Einerseits: guter Punkt. Ich denke aber, diese Entwicklung setzt nicht erst mit Blogs ein, sondern mit dem Entstehen der Kleinfamilie im 19. Jahrhundert. Damit, daß Mütter ausschließlich für Kinder da sind und kein "eigenes" (Berufs- oder anderes) Leben mehr führen. Damit, daß andererseits der Beruf so viel wichtiger ist als die Familie, daß es klaglos hingenommen wird, wenn man auf Grund beruflicher Verpflichtungen von der angestammten Familie wegzieht.
Wir werden aber vermutlich nicht zu dieser "ursprünglichen" Gesellschaft zurückkehren. Hier hilft es nur, neue Formen zu entwickeln. Ein Versuch war z.B. die Bildung von Kommunen in den siebziger Jahren. Problematisch hierbei: Relativ homogene Altersschichten.
Das wiederum (und auch die Schwierigkeit für viele, Familie und Beruf zu vereinbaren) hat auch etwas damit zu tun, daß es bei uns einen starken Drang hin zu normierten Lebensläufen mit stark voneinander abgegrenzten Phasen gibt. Hier muß es auf jeden Fall mehr Flexibilität geben -- nicht für Arbeitgeber, sondern für die arbeitenden Familienangehörigen.
Schlußendlich muß es dringend nicht nur eine kindgerechtere Gesellschaft geben (und damit meine ich nicht: mehr Spielzeug, sondern weniger Arbeit), sondern überhaupt eine weniger ausgrenzende Gesellschaft, in der auch die Teilhabe alter, behinderter und weniger gebildeter Menschen wieder stärker möglich ist.
Ich sehe hier also weniger ein Mentalitätsproblem im Umgang mit Kindern als vielmehr ein Problem der Prioritätensetzung: sowohl in der Politik als auch im Lebenslauf jedes einzelnen.
Zur einschließenden Gesellschaft und zu den Motiven, Kinder zu bekommen, gab es einen schönen Text bei Moni, leider hat sie den inzwischen für die Allgemeinheit geschlossen.
Olim-devona - Do, 17:32
historische Wurzeln
Du hast Recht, lieber Stralau, wenn Du die absolute Priorität der Erwerbsarbeit gegenüber der sozialen Verantwortung hervorkehrst. Diese führt zu Auswüchsen, wie nicht nur Trennung von Stammfamilie und Neugründung, sondern auch zur Trennung von Eltern aufgrund von Erwerbsarbeit für lange Zeit. Es ist bei weitem kein Mentalitätenproblem, sondern der Weg der Arbeiterklasse (also der Mehrheit) in das bürgerliche Modell. Denn zu "Zilles Zeiten" waren die Familienentwürfe noch ganz andere. (Auch hat das Wort Urspünglichkeit hier nichts zu suchen, denn alle Epochen haben ihre eigenen Familienstruckturen gehabt und die "alle unter einem Dach" Familie ist nie der Ursprung gewesen.)
Das, was die Arbeiterparteien mit ihrer Sozialpolitik beförderten war die kritiklose Übernahme des bürgerlichen Modells für breite Schichten mit der klaren Trennung zwischen häuslichen (und weiblichen) Pflichten und der Arbeit außerhalb der Männer. Was im Beginn des 20 Jh. damit losgetreten wurde, davon erholen wir uns kaum mehr.
Ist der Ausweg nur durch staatliche Reglungen zu finden oder durch (mentale) Revolutionen? Arbeit darf nicht mehr als alleinig identitätsstiftend angesehen werden, Schlüssel- und Hortkinder nicht mehr als asozial, Kinder nicht mehr als finanzielle Last, und: Verwirklichung ist nicht nur in der Kinderlosigkeit möglich!
Olim ist ein arabischer Vorname, der sich aus der Silbe ilm ableitet und soviel heißt wie der Wissende oder Wissenschaftler. Ich habe den Namen 1994 in Buchara verliehen bekommen und ein Jahr später angefangen, Mittelasienwissenschaften zu studieren. Das tue ich heute immer noch im fortgesetzten Stadium. Devona ist ein Wort das man fuer verrückt, entrückt, weggetreten benutzen kann. Es hat immer irgendwie mit Liebe zu tun, zu den Menschen, zum Leben, zu Gott. Naja und das zusammen macht die Figur Olim devona aus. Manchmal schlüfe ich in sie hinein und fuehle mich dann total devona.
Wir werden aber vermutlich nicht zu dieser "ursprünglichen" Gesellschaft zurückkehren. Hier hilft es nur, neue Formen zu entwickeln. Ein Versuch war z.B. die Bildung von Kommunen in den siebziger Jahren. Problematisch hierbei: Relativ homogene Altersschichten.
Das wiederum (und auch die Schwierigkeit für viele, Familie und Beruf zu vereinbaren) hat auch etwas damit zu tun, daß es bei uns einen starken Drang hin zu normierten Lebensläufen mit stark voneinander abgegrenzten Phasen gibt. Hier muß es auf jeden Fall mehr Flexibilität geben -- nicht für Arbeitgeber, sondern für die arbeitenden Familienangehörigen.
Schlußendlich muß es dringend nicht nur eine kindgerechtere Gesellschaft geben (und damit meine ich nicht: mehr Spielzeug, sondern weniger Arbeit), sondern überhaupt eine weniger ausgrenzende Gesellschaft, in der auch die Teilhabe alter, behinderter und weniger gebildeter Menschen wieder stärker möglich ist.
Ich sehe hier also weniger ein Mentalitätsproblem im Umgang mit Kindern als vielmehr ein Problem der Prioritätensetzung: sowohl in der Politik als auch im Lebenslauf jedes einzelnen.
Zur einschließenden Gesellschaft und zu den Motiven, Kinder zu bekommen, gab es einen schönen Text bei Moni, leider hat sie den inzwischen für die Allgemeinheit geschlossen.
historische Wurzeln
Das, was die Arbeiterparteien mit ihrer Sozialpolitik beförderten war die kritiklose Übernahme des bürgerlichen Modells für breite Schichten mit der klaren Trennung zwischen häuslichen (und weiblichen) Pflichten und der Arbeit außerhalb der Männer. Was im Beginn des 20 Jh. damit losgetreten wurde, davon erholen wir uns kaum mehr.
Ist der Ausweg nur durch staatliche Reglungen zu finden oder durch (mentale) Revolutionen? Arbeit darf nicht mehr als alleinig identitätsstiftend angesehen werden, Schlüssel- und Hortkinder nicht mehr als asozial, Kinder nicht mehr als finanzielle Last, und: Verwirklichung ist nicht nur in der Kinderlosigkeit möglich!