Randzone

Montag, 24. April 2006

Zwischenraum

Spiele, Spieltheorie, Spielfeld, Spielausstellung, Spielzeug,
Schiedsrichter,
Ich kann es schon nicht mehr hören. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich drei Jahre mit Spieltheorien herumgeschlagen habe, dass ich praktische Erfahrungen als Ethnologe im Feld gesammelt habe, dass ich meine Rote Karte bekommen habe ... Aber was sollen hier persönliche Befindlichkeiten. Spielthemen gibt es zu Zeiten des Fußballwahns genug. Aber ein Projekt, welches jetzt ins Leben gerufen wurde, geht noch von unfertigen Gedanken aus und versucht neue Konzepte in den Zwischenraum zu werfen. BLICK.SPIEL.FELD
versucht den Zwischenraum das Feld zwischen Betrachter und Spieler als Beschreibungsraum zu öffnen. Nicht das das nicht auch schon Georg Simmel und Hans Ulrich Gumbrecht gemacht hätten, hier taten es zwei schlaue Männer, jeder für sich. In dem vorliegenden Projekt geht es um die Menge der Beteiligten, das Ganze Netz als Spielfeld. Huch ich schreibe nun schon so viel, als wäre es fast mein eigenes. Schaut rein, gutes Projekt.

Mittwoch, 29. März 2006

Jenseits der Moral

Wenn ich was zu tun habe, vor allem, wenn ich was schreibe, dann fehlt mir die kreative Energie zum Bloggen. Aber das ist gerade wieder mal nicht der Fall. Ganz im Gegenteil, ich habe gelesen und gelesen in Vorbereitung eines Seminars. Thema: Ungleiche Gruppen, ungleiche Verteilung und das Prinzip der Gegenseitigkeit (Reziprozität). In diesem Zusammenhang fielen mir die Schriften des Soziologen Dahrendorf auf, der in den fünfziger Jahren in der Zeit, als noch Debatten geführt wurden, mit Sigrist um die Interpretation des Wesens der Ungleichheit und der Macht stritt. In diesem Zusammenhang meinte er sehr eindrücklich, die Geschichte der Interpretationsversuche der Ungleichheit in der Soziologie ist gleichzeitig die Geschichte der Soziologie von Rosseau über Marx bis Weber. Dahrendorfs Kerngedanke, zur Ungleichheit findet sich in den Werten. Eine Gesellschaft, die nicht wertet, die keine Moral hat, die gibt es für ihn nicht. Wer sich nun den Werten getreu verhält, der erlangt immer mehr Prestige und Macht als derjenige, der sich passiv diesen Werten beugt oder gar gegen sie arbeitet.

Soweit so gut. Mit den Erfahrungen aus einer Diktatur des Proletariats und einer Wohlfahrtsgesellschaft mit Meinungsfreiheit kann ich diesen Gedanken sehr gut nachvollziehen. Doch bleibt in jeder Beschreibung etwas offen: die Zukunft.

Wird die Beschreibung der Ungleichheit irgendwann über die These zur Moralischen Gesellschaft hinausgehen und finden, dass es sehr wohl Gesellschaften ohne Werte und Moral geben würde? Gibt es eine Zone jenseits der Moral, wie Nietzsche sie fordert?

Donnerstag, 2. März 2006

Wo ist die Randzone? Wo ist sie? Wie sieht sie aus?

Fragen, Fragen, fragen. Wenn man Urlaub hat, Bücher schreibt und Lebensmittel zählt, es ist ja Fasten, dann beschäftigt man sich schon mal mit der Randzone. Besonders auf Klo. Da liegt derzeit die wunderbare Klolektüre "1926, ein Jahr am Rande der Zeit". Das paßt immer gut. Kurze Stücken über ein mir völlig unbekanntes Jahr, dass mir außerdem völlig egal ist. Ist nur ein wunderbares Buch. Und der Herr Gumbrecht erzählt uns von dem 1926er Jahr in kleinen Scheibchen, wie auf Klo, äh, wie für das Klo gemacht. Und hier steht nun:" Zusammenbrechende Codes" : "Zentrum & Peripherie", dass alle immer über das Phänomen Randzone und Zentrum reden würden und so tun, als müsse man die Randzone erklären, dass Zentrum sei jedem als solches klar definiert! Ha! Erwischt! Wir denken nämlich immer, wir sind das Zentrum! Und das beim Kacken, das ist gut! Ja, die Chinesen, die sagen "`zhongguo"' -- "`Land/Reich der Mitte"', die bekennen sich dazu. Die Egozentristen, die es offen zugeben, die auch. Schlimm sind die fishing-for-compliments-Typen, oder die mit dem understatement-Fimmel. Sich selber spielerisch in die Randzone stellen und dann ins Zentrum rücken lassen, bitte, bitte, du bist doch viel besser als du denkst.

Sowas kann schon mal passieren, wenn man rumkackt, da kommt eine Erkenntnis ins Zentrum deines Gehirns. Du sitzt gar nicht in einer Randzone, sondern schleppst das Zentrum mit dir rum, sogar auf Klo. Hmmm!

Mittwoch, 1. März 2006

feine kommentiermaschine!

Das wahre leben hier!
Ich benutze immer, wenn ich kommentieren muß, diese Programm "Beitrag anlegen" meiner eigenen Seite: die baut mir schön in xml alles das auf, was ich nur unter Schwierigkeiten in den Kommentaren bei anderen mir selbst ausdenken könnte, ich muss nur noch texten! Und da ich dieses nun schon mal in dieses Fenster geschrieben habe, kann ich ja auch gleich auf den "Veröffentlichen" Knopf drücken, damit springe ich vielleicht auf der Startseite von twoday ein paar Plätze nach oben! Oh, die Statisitik ist das nicht der wirkliche Porno der Blogger, sie macht geil oder turnt ab, je nach Inhalt, so nun aber Inhalt auch wenn er für eine andere Seite bestimmt war

McLuhan, der alte Mann, schrieb in seiner "Mechnischen Braut" ein ´paar wundervolle Sätze in seinem Abschnitt die armen Reichen:

In der Vergangenheit befreite ein großes Vermögen seine Besitzer oft von der Ausübung niedriger Tätigkeiten und von schlechter Gesellschaft und sorgte für ein Gefühl öffentlicher Verantwortung. Heute hat sich diese Tendenz umgekehrt. Die allermeisten Reichen sind die alltäglichen Fronochsen, in denselben Tretmühlen unterwegs wie die Draufgänger, die noch am Reichtum arbeiten. Wie jeder Krämer arbeiten sie unermüdlich, pflichtbewußt, ohne die Wirkung ihres Vermögens und ihrer Macht zu überblicken.
[...]
Haben sie erst genug Geld für alle Konsumgüter, sind sie am Ziel. An diesem Punkt läßt sie der Schlüssel zum Erfolg ins Leere laufen. Es gibt keine Bäume mehr, die sie erklettern können. Am Gipfel angekommen finden sie keine Hochebene, auf der sie sich eine umfassende und nützliche Existenz einrichten könnten. Als Gipfelstürmer erben sie eine Ethik für Arbeit und Freizeit, die sich in nichts von den tief unter ihnen stehenden Toms, Dicks und Harrys unterscheidet. Hatte der englische oder europäische Geschäftsmann ersteinmal die Spitze erklommen, versuchte er, seine Existenz im Verlauf von ein oder zwei Generationen dem Adel anzugleichen. Er konnte seine Freizeit für Politik, Bildung und direktes persönliches Mäzenatentum nutzen. Heute aber ist das anders. Für uns hat der Vorgang des Ankommens Bedeutung, nicht mehr das erklärte Ziel, uns selbst zu bestimmen und die eigene und fremde Erfahrung durch unseren Wohlstand und unsere Freizeit zu bereichern.


Man könnte es nicht besser formulieren. Aber es gibt die alten Reichen immer noch: George Soros z.B. auch wenn er Politik für seine offenen Gesellschaft macht, er macht wenigstens was aus seinem Spielgeld. Der Stiftungsführer des Maecenata Instituts ist voll Leuten von kleinerem Kalliber aber mit dem gleichen Anliegen.

Es gibt noch Hoffnung, vielleicht auch für die Kinder von dem beschriebenen Paar.

Arbeit macht das Leben süß!

Gestern habe ich wieder mal Holz für die Öfen gemacht. Da nun die Schränke und andere Holzreste aus dem Keller verschwunden sind (oder mir einfach zu kompliziert sind zu bergen) habe ich mich wieder mal daran gemacht, die Palletten hinter dem Haus handlich mit der Brechstange zu zerkleinern, um sie dann später mit derTischkreissäge in Stücke zu sägen. Diese Arbeit bringt mir Ruhe und Entspannung und außerdem kann man dabei prima nachdenken. Gestern dachte ich komischerweise darüber nach, warum einige dieser Palletten so scheiße schwer zu zerkleinern sind.
Ich fluchte und zählte nach der zweiten Pallette, die mich eine Stunde kraftraubender Zeit kostete, mal spasseshalber die Nägel, die befliessene Pallettenfacharbeiter da in das Holz droschen. Um die Unwissenden aufzuklären: Palletten bestehen aus fünf Holzleisten, von denen drei (rechts, mitte, links) mit jeweils drei Füßen versehen sind. Dazwischen sind zwei Latten, um die Fläche zu vergrößern. Die Fußlatten ihrerseits haben nocheinmal jeweils eine Latte als Befestigung, ein Sandwich mit Holzklotzbelag gewissermaßen. In einige der Palletten waren pro Fußfestmachung bis zu 8 dicke sieben Zentimeter lange Stahlnägel reingedroschen. Von beiden Seiten, sind das sechzehn, daß mal neun, huch da muß ich schon den Rechner nehmen: man hat da bis zu 144 Nägel in das Holz versenkt. Schaut man sich die Pallette genau an, sieht man das Zeichen DDR im Kreis. Bei den anderen, bei denen man vernünftig mit Nägeln umging, deren Holz leicht und schnell aber wenig effektiv verbrennt, da stand EU drauf, Europalletten halt.
Hah, dachte ich, daran ging die Zone zugrunde. Gewissenlose Arbeiter, die ihre Nägelpracht einfach in die Palletten versengten. Waren diese alle, konnte man Karten spielen, der Nachschub mußte erst her, vielleicht mußte man ja sogar länger warten, hmm: “Arbeit mach das Leben süß, Faulheit stärkt die Glieder!” war das nicht ein alter Spruch von Zonenqualität?

Und ich muß mich noch fünfzehn Jahre später darüber ärgern! Kein Wunder das wir aufgekauft wurden ...

Samstag, 25. Februar 2006

Randzone

-- "Wo ist eine Randzone? Wo ist sie? Wie sieht sie aus?"
-- "Sag mal, noch bescheuerter gehts nich oder?"

Die beiden Typen standen am improvisierten Tisch in dem Jahrzehnteprovisorium, das hier in X unter den Leuten Bahnhofskneipe genannt wurde, sich selber irgendeinen albernen Mädchennamen gegeben hatte: "bei Isy..." irgendsowas

-- "Also, wenn ich von A nach B will! ... "
-- "Du bist hier aber in X!"
-- "Ja, also wenn ich von X nach A will!..."
-- "Ach jetzt komm, wer will denn schon von hier aus nach A. Unserer Lehrer hätte das vom Regen in die Traufe genannt!"
-- "Und wie nennst Du das?"
-- "In die selbe Scheisse!"

Beide hatten ein Bierglas vor sich stehen, beide rauchten die gleiche Marke Zigarette, beide sahen irgendwie auch gleich aus, nur der eine von ihnen hatte wohl einen längeren Schwanz. Jedenfalls tat er so. Der Rauch in der Kneipe kämpfte mit der Luft um die Vorherrschaft im Raum. Kann man sich wundern, warum die Luft überhaupt noch kämpfte. Jeden Tag um 12 die gleiche Scheisse, gerade zwei Stunden auf, lag die Luft schon wieder in den Seilen, dem Rauch war das Spiel wohl auch über die Jahre langweilig geworden. Jedenfalls triumphierte er schon lange nicht mehr. Es war wohl wie mit dem Grashalm am Bordstein, der sich jeden Tag auch nur für fünf Minuten wünschte, heute mal nicht von dieser Dreckstöle angeschissen zu werden, die fette Sau, die hier jeden Morgen kurz rauskam, um zu scheissen. Die Kacke triumphierte schon lange nicht mehr, der Grashalm hatte sich in sein Schicksal ergeben.

Mit den beiden am Tisch war es wohl ebenso. Der eine hoffte wohl jeden Morgen darauf, mal eine guten Tag zu erleben, mal was zu erfahren, und so stellte er seine Fragen. Der andere schiss da drauf, ohne Triumph, einfach so, wie man eben scheisst. Und beide ergaben sich wieder dem Tag. Naja, blieben sie eben immer in ihrem Zentrum, in der Bahnhofskneipe in X und glitten nicht ab, in eine dieser Randzonen.

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Olim ist ein arabischer Vorname, der sich aus der Silbe ilm ableitet und soviel heißt wie der Wissende oder Wissenschaftler. Ich habe den Namen 1994 in Buchara verliehen bekommen und ein Jahr später angefangen, Mittelasienwissenschaften zu studieren. Das tue ich heute immer noch im fortgesetzten Stadium. Devona ist ein Wort das man fuer verrückt, entrückt, weggetreten benutzen kann. Es hat immer irgendwie mit Liebe zu tun, zu den Menschen, zum Leben, zu Gott. Naja und das zusammen macht die Figur Olim devona aus. Manchmal schlüfe ich in sie hinein und fuehle mich dann total devona.

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