Dienstag, 25. Oktober 2005

...

Eine Woche ist nun vergangen, dass ich hier in Mittelasien bin und ich wollte mal vernehmen lassen, wie es mir denn so ergangen ist.
Am liebsten will ich Euch erzählen vom suessen Wein, der lieblichen Melone und den warmen Herbsttagen, die mir das Herz ganz wohlig erwärmen aber nein! Immer der Reihe nach...

Nach einer schrecklichen Nacht im Achtbettzimmer der Jugendherberge Frankfurt/Main, die den gekrönten Tag wenig sanft beendete, machte ich mich auf zum Frankfurter Flughafen, der Stadt jenseits der Stadt. Dort hat sich die Flughafenkontrolle etwas besonders Nettes zum Abschied ausgedacht. Bevor man naemlich in den Bereich des zollfreien Konsums und zu den Toren der Welt unverstellt durch Paßkontrolle darf, geht man ja bekanntlich durch den Sicherheitscheck. Hier wunderte ich mich über alle meine Mitmenschen vor mir in der Schlange, die Gürtel und Ringe, Ohrenklips und Kravvattennadeln abnahmen. Ich tat dergleichen und trat durch die Schleuse, die erkennt das man Tabak und Eisen mit sich trägt. Natürlich piepst es da immer, schließlich haben die Schuhe metallene Ösen und mancher Hosenschlitz statt Plastik einen metallenen Reißverschluss. Ich hatte meine Schuhe (es waren Bergstiefel, die zu schwer waren zum tragen) sowieso nicht zugeschnürrt. Aber wie wunderte es mich da, dass bei Leibesvisitation mit dem alles erkennenden Detektoren der Mann mit Gummihandschuhen durch meinen Hosenschlitz griff. Die Knöpfe hatte er im Nu auf und er durchkämmte meinen Hosenbeutel nach etwaig Scharfem. Huch dachte ich da, der der es weniger intim mag, sollte sich doch besser Hosen mit plastikreißeverschluss zulegen.... Das ich dann meine Schuhe noch ausziehen musste und die nochmal durch den Röntgenapparat gefahren wurden, wunderte mich nicht mehr. Andere indische Reisende mußten mit ihrem Kassettenrekorder zum Sicherheitschek in die Kabine. Ich hoffte man läßt sie da in Ruhe....

Dann angekommen in Taschkent wartete ich lange auf meinen schönen Koffer, der hier basses Staunen hervorrief. Antique, Chique und andere Wörter mit wohklingender Phonetik hatte man parat. Als ich heute an der tadschikischen Grenze meinte, dass ich vorhabe, im Museum zu arbeiten, fragte man nicht mehr nach dem Koffer. Ein Museumsmann hat natuerlich auch Koffer aus seinem Hause :- )

Khodzhant liebliche Stadt, heute bin ich in Dir! Habe ein Quartier bezogen, scheisse teuer aber bequem. Nachdem ich meine Sachen abgelegt, ging ich an Kuchen und Eis nicht vorbei, hielt nicht einmal dem Milchkoktail stand und schlenderte zum Basar. Hier quellen alle Auslagen über von frischem Obst. Sollen es schwarze oder weiße Weintrauben sein, die Honigmelone, die Netzmelone oder gar eine späte Art der Wassermelone? Wie die Bienen um den Honig schwirren die Menschen hin und her. Lassen Schubkarrenfahrer die Karren beladen, unten der Sack Zwiebeln, darauf das weiche begehrte Obst. Einwecken, trocknen, einlagern, im Winter will auch was zum Verzehren da sein, wenn die Preise steigen....

So habe ich den Abend ausklingen lassen bei frisch gebackenem Fisch und geheimen Bier, denn es ist Ramadhan und in Tadschikistan der Ausschank von Alkoholika bis zum Fastenbrechen am 1. November verboten... Der Syrdarja rauschte zu meinen Füßen, die Sonne ging hinten irgendwo am Ende des Syrdarja unter und nach Verdauungszigarette wurde es Nacht.

schönste Zeiten allen Euch da drüben
genießt Euch und das Leben

Ich tue mein bestes, Euch nicht nachzustehen...

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Olim ist ein arabischer Vorname, der sich aus der Silbe ilm ableitet und soviel heißt wie der Wissende oder Wissenschaftler. Ich habe den Namen 1994 in Buchara verliehen bekommen und ein Jahr später angefangen, Mittelasienwissenschaften zu studieren. Das tue ich heute immer noch im fortgesetzten Stadium. Devona ist ein Wort das man fuer verrückt, entrückt, weggetreten benutzen kann. Es hat immer irgendwie mit Liebe zu tun, zu den Menschen, zum Leben, zu Gott. Naja und das zusammen macht die Figur Olim devona aus. Manchmal schlüfe ich in sie hinein und fuehle mich dann total devona.

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