Samstag, 5. November 2005

Mir gegenüber

Mir gegenüber sitzt Farruh, der Typ, mit dem ich die meiste Zeit verbringe.
webshab

Farruh ist einer von den wenigen Filmemachern, die man in Khodjand finden kann. Er macht vielleicht von allen aus der Stadt die modernsten und am wenigsten traditionellen. Neben ihm gibt es eine Handvoll anderer Profis: Toningenieure, DJs und Kameramänner, die was von ihrem Handwerk verstehen. Alle sie arbeiten zum größten Teil für Musikclips, die Sänger und Sängerinnen bei ihnen bestellen, damit sie bessere Chancen haben, zu einer der hunderten kostspieligen Hochzeiten eingeladen zu werden. Die Hochzeit ist seit Jahrhunderten in Mittelasien der Platz, an dem das Geld gemacht wird. Egal wie viele Aufklärer, wie viele Sowjetagitatoren dagegen kämpften, die Hochzeiten blieben was sie sind. Für die Popaktivisten sind ihre Clips sind ihre Reklame. Der Inhalt ihrer Clips aber ihr Ausdruck ihres Weltverstehens. Manchmal wollen sie in ihren Clips einfach nur den Spaß, den sie in ihrem Leben empfinden oder zu empfinden träumen, den Leuten zu verstehen geben. Manchmal greifen ihre Gedanken in andere Welten aus. Da geht es dann um Vergänglichkeit, Weltverstehen und setzt Kontrapunkte gegen die eigenen gelebten Destruktionen der Postmoderne.
Doch leider wird das Zu-Verstehen-Geben bei denjenigen, die im hiesigen Kunstrat (Xudsowjet) sitzen, einer alten sowjetischen Kontrollinstanz, oft nicht verstanden. Da werden Musikclips nicht erlaubt, weil ein alter Mann, der sich an die alten Zeiten erinnert, aus einem Kognacglas (Cola) trinkt. Das regt den Alkoholgenuß an. Wenn junge Mädchen am Rande des Meeres ihre Haare wehen lassen, ist das sexuell anzüglich. Wenn Jungs ihre Raper Allüren ausleben wollen und eine Pistole auf die Kamera halten, geht das den Wächtern für Ordnung und Anstand zu weit. Dabei spielt es weniger eine Rolle, welche Gesetze dieses Land im Laufe seiner Zeit geschrieben hat, sondern wer in diesem Land auf welchem Stuhl sitzt. Und wehe Gott es entstehen persönliche Feindschaften zwischen TV und darstellender Kunst.... Obwohl der richtige Schein löst die meisten Probleme, als wären diese Probleme nur zum Schein.
fyruhh

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Olim ist ein arabischer Vorname, der sich aus der Silbe ilm ableitet und soviel heißt wie der Wissende oder Wissenschaftler. Ich habe den Namen 1994 in Buchara verliehen bekommen und ein Jahr später angefangen, Mittelasienwissenschaften zu studieren. Das tue ich heute immer noch im fortgesetzten Stadium. Devona ist ein Wort das man fuer verrückt, entrückt, weggetreten benutzen kann. Es hat immer irgendwie mit Liebe zu tun, zu den Menschen, zum Leben, zu Gott. Naja und das zusammen macht die Figur Olim devona aus. Manchmal schlüfe ich in sie hinein und fuehle mich dann total devona.

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