Gebt uns Strom!
Nun sind wir also den dritten Tag in der Stadt Novy Sad und ich kann jetzt mal so ein bisschen davon ausgehen, dass ich die Stadt oberflaechlich kenne. Wir sind dei letzten zwei Abende in einem Cafe gewesen, dass so was wie ein Geheimtpp sein koennte, wenn jemand einen Geheimtipp braeuchte. Eine Gruppe Kuenstler hatte diese Geheimtipp auch bekommen. Sie haben sich fuer eine kleine Weile zusammengeschlossen, um eine Kunst und Aktivismus Karawane zu bilden, die von Bulgarien ueber Serbien nach Bosnien und weiter nach Ungarn ziehen wollte. Als sie in Novy Sad ankamen, entschlossen sie sich, erst einmal die Station in Bosnien zu ueberspringen, um laenger in der Stadt Novy Sad zu bleiben. Dass Kuenstler nun endlos durch die Gegend ziehen koennten, das erstaunt wohl keinen. Jedoch haben Sie sich auf die Fahnen geschrieben, den Aktivismus mit ins Gepaeck zu nehmen. Also sagten sie uns vorgestern, dass sie am folgenden Tage in der Stadt eine Aktion vorhaetten. Sie wuerden mit einer Sambatrommelgruppe durch die Stadt ziehen und demonstrieren. Das Motto: Trommeln fuer Licht in einem Zigeunerviertel!
Novy Sad hat ein paar Zigeunerviertel. Alle sind sie am Stadtrand von Novy Sad. Die dort lebenden Zigeuner kommen von ueberall her, viele gebuertige Serben, einige aus dem Kosovo, einige aus Rumaenien, Ungarn, Bulgarien -- eine bunt gemischte Gemeinschaft mit bunt gemischten Sprachen und Berufsgruppen: Spezialisten des Speditionshandwerks, Papier- und Pappesammler, Karosserienaufarbeiter, Flaschen- und Plastiksammler, Haendler und vieles mehr. Alle Zigeunerviertel von Novy Sad sind offizielle Provisorien. Ismail, einer von den muslimischen Zigeunern im Viertel "Veliki Rid" kam aus dem Kosovo vor fuenf Jahren nach Novy Sad. Nach dem Kosovo kann er nicht zurueck. Die Albaner machen mit ihrer Vertreibungspolitik nicht nur den Serben massive Probleme, auch die Kosovoroma wurden hinausgetrieben und koennen nicht zurueck. Er hat sich in einem Zigeunerviertel von Novy Sad eine ganz ansehnliche Huette gebaut und ist ein Kleinhaendler, hat einen kleinen Laden an der Ecke. Fuer sein Haus und Hof jedoch hat er kein offizielles Papier. Will die Stadt morgen am Ort des Zigeunerviertels eine Fabrik bauen, kommen die Bulldozer und walzen alles platt. Aber dieses morgen ist nicht heute und so ist das Viertel seit mehr als zwei Jahrzehnten ein Provisorium. Ein anderes Viertel heisst "Bangladesh". Es ist ein Sumpfgebiet in der Naehe der Donau und hat, aufgrund der Kombination mit den Roma dort, den Namen Bangladesh bekommen. Dieses Provisorium hat seit 33 Jahren bestand. Seit 5 Jahren nun bekommen die Zigeuner hier keinen Strom. Einmal am Tag -- morgens -- wird er fuer ein paar Stunden gegeben, zum Kochen, waschen usw. fuer den gnazen Tag. Das macht ein Handwerk hier unmoeglich. Viele der Zigeuner von Bangladesh sind Tischler, Schweisser oder Schneider. Ihr Handwerk ueben sie im Extremfall oft nur fuer eine Stunde am Tag aus, dann sind sie zur Arbeitspause oder zur Handarbeit verurteilt.
Gestern also war Demo, um das Problem zu beheben.. Die Karavanenaktivisten hatte sich dem Stromproblem Bangladeshs verschrieben, stellten eine Sambatrommelgruppe zusammen, beantragte eine Demo durch die Innenstadt und konnten ein paar Mitbewohner des Viertels (c.a. 30) dazu bewegen mitzumarschieren. Mit einem Transparent: "Gebt uns Strom!" zogen sie nun durch die Innenstadt und machten an einem unscheinbaren Platz halt. Hier wurde getrommelt und die Losung "Gebt uns Strom!" skandiert. Dann wurde ein Beamer angeschmissen und ein guter aber schnell gemachter Film ueber den fehlenden Strom im Viertel gezeigt. Der Chef der Aktivismuskuenstler war ein Englaender, konnte auf Serbisch nur "Gebt uns Strom!" Da er aber meinte, dass zur Demo fuer Zigeuner auch dieselben noch zu Wort kommen sollten, bat er einen von ihnen, etwas zu sagen. Keiner wusste, wie das geht. Einer also sollte nach vorn kommen. Nun, da sagten sie einem Jungen im Alter von 20 vielleicht: "Odina, geh Du!" Odina nahm das Mikrofon in die Hand und begann zu singen: von seiner Liebsten, einen Gassenhauer. Die Maedchen aus der Zigeunertruppe kamen sofort auf den Platz und tanzten. Ein ander von den Sambaleuten, ein albanischer Kuenstler kannte die noetige Trommelschlaege dafuer und so war ein Ensemble zusammen. Ein Lied wechstelte das andere ab, die Zigeuner tanzten. Dem Aktivismus war das nicht politisch genug. Ihr Chef ging herum und versuchte mit seiner sympathischen Uebersetzerin, einen der Zigeuner zu bewegen, doch wenigsten ein paar Worte zusagen. Bis er einen fand, der sich dazu bereit erklaerte, waren sieben Lieder gesungen. Die Leute auf dem Platz hatten ihren Spass. Dann eine kurze Ansprache eines Betroffenen. Er hatte nichts mehr hinzuzufuegen. "Gebt uns Strom! Seit 5 Jahren leben wir nun ohne. Wir sind doch auch Menschen. Die Serben haben doch auch Strom." Worte waren nicht sein Metier. Seine Leute hatten aber schon gezeigt, wie sie sich auszudruecken verstehen. Was gibt es doch fuer schoene Missverstaendnisse auf dieser Welt.
Novy Sad hat ein paar Zigeunerviertel. Alle sind sie am Stadtrand von Novy Sad. Die dort lebenden Zigeuner kommen von ueberall her, viele gebuertige Serben, einige aus dem Kosovo, einige aus Rumaenien, Ungarn, Bulgarien -- eine bunt gemischte Gemeinschaft mit bunt gemischten Sprachen und Berufsgruppen: Spezialisten des Speditionshandwerks, Papier- und Pappesammler, Karosserienaufarbeiter, Flaschen- und Plastiksammler, Haendler und vieles mehr. Alle Zigeunerviertel von Novy Sad sind offizielle Provisorien. Ismail, einer von den muslimischen Zigeunern im Viertel "Veliki Rid" kam aus dem Kosovo vor fuenf Jahren nach Novy Sad. Nach dem Kosovo kann er nicht zurueck. Die Albaner machen mit ihrer Vertreibungspolitik nicht nur den Serben massive Probleme, auch die Kosovoroma wurden hinausgetrieben und koennen nicht zurueck. Er hat sich in einem Zigeunerviertel von Novy Sad eine ganz ansehnliche Huette gebaut und ist ein Kleinhaendler, hat einen kleinen Laden an der Ecke. Fuer sein Haus und Hof jedoch hat er kein offizielles Papier. Will die Stadt morgen am Ort des Zigeunerviertels eine Fabrik bauen, kommen die Bulldozer und walzen alles platt. Aber dieses morgen ist nicht heute und so ist das Viertel seit mehr als zwei Jahrzehnten ein Provisorium. Ein anderes Viertel heisst "Bangladesh". Es ist ein Sumpfgebiet in der Naehe der Donau und hat, aufgrund der Kombination mit den Roma dort, den Namen Bangladesh bekommen. Dieses Provisorium hat seit 33 Jahren bestand. Seit 5 Jahren nun bekommen die Zigeuner hier keinen Strom. Einmal am Tag -- morgens -- wird er fuer ein paar Stunden gegeben, zum Kochen, waschen usw. fuer den gnazen Tag. Das macht ein Handwerk hier unmoeglich. Viele der Zigeuner von Bangladesh sind Tischler, Schweisser oder Schneider. Ihr Handwerk ueben sie im Extremfall oft nur fuer eine Stunde am Tag aus, dann sind sie zur Arbeitspause oder zur Handarbeit verurteilt.
Gestern also war Demo, um das Problem zu beheben.. Die Karavanenaktivisten hatte sich dem Stromproblem Bangladeshs verschrieben, stellten eine Sambatrommelgruppe zusammen, beantragte eine Demo durch die Innenstadt und konnten ein paar Mitbewohner des Viertels (c.a. 30) dazu bewegen mitzumarschieren. Mit einem Transparent: "Gebt uns Strom!" zogen sie nun durch die Innenstadt und machten an einem unscheinbaren Platz halt. Hier wurde getrommelt und die Losung "Gebt uns Strom!" skandiert. Dann wurde ein Beamer angeschmissen und ein guter aber schnell gemachter Film ueber den fehlenden Strom im Viertel gezeigt. Der Chef der Aktivismuskuenstler war ein Englaender, konnte auf Serbisch nur "Gebt uns Strom!" Da er aber meinte, dass zur Demo fuer Zigeuner auch dieselben noch zu Wort kommen sollten, bat er einen von ihnen, etwas zu sagen. Keiner wusste, wie das geht. Einer also sollte nach vorn kommen. Nun, da sagten sie einem Jungen im Alter von 20 vielleicht: "Odina, geh Du!" Odina nahm das Mikrofon in die Hand und begann zu singen: von seiner Liebsten, einen Gassenhauer. Die Maedchen aus der Zigeunertruppe kamen sofort auf den Platz und tanzten. Ein ander von den Sambaleuten, ein albanischer Kuenstler kannte die noetige Trommelschlaege dafuer und so war ein Ensemble zusammen. Ein Lied wechstelte das andere ab, die Zigeuner tanzten. Dem Aktivismus war das nicht politisch genug. Ihr Chef ging herum und versuchte mit seiner sympathischen Uebersetzerin, einen der Zigeuner zu bewegen, doch wenigsten ein paar Worte zusagen. Bis er einen fand, der sich dazu bereit erklaerte, waren sieben Lieder gesungen. Die Leute auf dem Platz hatten ihren Spass. Dann eine kurze Ansprache eines Betroffenen. Er hatte nichts mehr hinzuzufuegen. "Gebt uns Strom! Seit 5 Jahren leben wir nun ohne. Wir sind doch auch Menschen. Die Serben haben doch auch Strom." Worte waren nicht sein Metier. Seine Leute hatten aber schon gezeigt, wie sie sich auszudruecken verstehen. Was gibt es doch fuer schoene Missverstaendnisse auf dieser Welt.
Olim-devona - Fr, 14:47