Mittwoch, 26. Juli 2006

Der Apfel

Der erste Tag in Novi Zad. Eine Stadt wie ein Gedicht. Waere ich ein Dumont Tourist, ich haette mir hier in der Stadt bei brennender Hitze an die 15 Kirchen von mehr als zehn Glaubensgemeinschaften anschauen muessen und waere dabei wie ein Palatschinken gebraten worden. Wunderbarer weise trage ich nie ein solches kiloschweres Bildungswerk in meinem Gepaeck, sondern habe mich mit den Jungs heute einfach an den Strand gepackt. Die Donau fliesst um diese Stadt im Halbkreis herum und bildet so eine natuerliche Grenze, in die sich da Stadt hineinschmiegt. Da im Prallhang, an der anderen Seite der Stadt also die Donau maximale Stroemung hat, fliesst sie ganz langsam im Innenkreis. Das macht das Baden in ihr hier ueberhaupt erst moeglich. Geht man jedoch hinein und schwimmt so ein paar Meter hinaus, da merkt man die ganze Macht dieser Dame.

Donaustrand

Ein Schwimmen, nur um Position zu halten, braucht etwa dreifache Kraft und allein der Versuch wieder da anzukommen, wo man eingestiegen ist, macht einen muede, so muede, man moechte sich den ganzen Tag ausruhen. Der Donaustrand ist voll, ueberall leckerste Essensstaende, Palatschinken, Sprotten, Gebaeck, Bier, Kaffee, Milch und Joghurt fliessen in Stroemen. Man moechte seinen Blick nicht auf Buecherseiten verweilen lassen waehrend mehrerer Stunden des Dortseins. Mephisto haette mich heute leicht zu sich nach Hause holen koennen, denn ein"Verweile doch Du bist so schoen!" waere mir heute leicht von den Lippen gekommen. Diese Stadt ist im Inneren am Abend eine Augenweide und Tags am Strand ein Ueberfluss. Ich verliess die Ufer der Donau am Abend mit den Worten: "Wenn die Welt ein Paradies waere, waere Novy Sad der Apfel."

ein Apfel

Rail Road move

Montag Mittag ging es los. In domestizierten Zuegen, bequem in Schalensitzen, klimatisiert, dem Raum entzogen -- in der Eisenbahnmaschine gefangen, Kunst der goldenen Fessel.

Von Dresden dann mit dem Bus rueber nach Teplice, mussten auf der Strecke einen Freund aufsammeln und waren ab da an zu dritt und vollzaehlig. Ein, zwei, drei Ethnologen jeder mit einem anderen Tick – jeder mit einem anderen Spruch waehrend der Bus wenigen Prostituierten vorbei zog -- fuer eine jede der wenigen gab es eine Drive by Analyse. Ethnologen teilen sich auf in stille Analytiker und sich aufplusternde Praxisfreaks. Wir drei haben von allem etwas mehr oder weniger. Also alle drei wie ein Sack Floehe, den zusammenzuhalten ist eine Aufgabe der Zukunft.

in teplice

Teplice, wunderbarer Bahnhof erster chechischer Ort auf der Strecke nach Prag. In Prag Zwischenstopp mit Bier und Streak ab dann in den billigsten weil einzig uebriggebliebenen D Zug nach Budapest, hinein in die Nacht. Alle anderen der staendig fahrenden Zeuegen haben sich der Schalensitzmodernisierung verschrieben. Was fuer ein Abstieg: das dreifache Zahlen und Aufrecht sitzen muessen.

Panonnia

Dann mitten in der Nacht ausgestiegen, Bratislavva, Ruckelzug an die Donau, Umsteigen mit dem Bus ueber die Donau und wieder in den Zug. Ha, dem schnoeden Mamon ein kleines Schnippchen geschlagen!

Nachdem wir in einem Schalensitzwrack von Budapest gekocht worden sind: Klimaanlage futsch und Fester oeffneten sich nur spaltenweise -- endlich angekommen in Novi Zad. Voivodina, Serbien, wunscherschoene Stadt, wunderbare Menschen und naja und aehh eine schoene Cafehauskultur.: - )

Meine Ohren stellten sich komischerweise erst ab der Puzta auf, vorher war alles Durchgang, Passage, bis an den Weissbrotaequator. Dann sass neben uns eine Wiener Serbin aus der Voivodina mit ihrer Tochter zwei lustige Maedchen, die uns mit den ersten Jugoslavienwitzen versorgten und die Fahrt verkuerzten mit ihrem Feixen ueber die "Jugokultur". Ihre lakonische Bemerkung in Sachen kaputter Klimaanlage. Was wollt ihr, ihr seid auf dem Balkan: da koennt ihr froh sein, dass am Wagon Raeder dran sind. Herzendes Lachen, keine Spur Ueberheblichgkeit.

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Olim ist ein arabischer Vorname, der sich aus der Silbe ilm ableitet und soviel heißt wie der Wissende oder Wissenschaftler. Ich habe den Namen 1994 in Buchara verliehen bekommen und ein Jahr später angefangen, Mittelasienwissenschaften zu studieren. Das tue ich heute immer noch im fortgesetzten Stadium. Devona ist ein Wort das man fuer verrückt, entrückt, weggetreten benutzen kann. Es hat immer irgendwie mit Liebe zu tun, zu den Menschen, zum Leben, zu Gott. Naja und das zusammen macht die Figur Olim devona aus. Manchmal schlüfe ich in sie hinein und fuehle mich dann total devona.

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