Die, die Kaffee ohne Zucker trinken...
Skopje ist eine typische sozialistische Stadt, die zu sozialistischen Zeiten ein Erdbeben erleben musste. Egal ob Ashgabad, Taschkent oder Skopje, ein Erdbeben war ein Segen fuer die sozialistischen Architekten. Nun konnte man mit dem Bulldozer ueber die Reste gehen und den sozialistischen Traum von hoehen Plattenbauten und, viel Platz zwischen den Strassenseiten verwirklichen. Das fuehrte in allen Faellen zum dem fast voelligen Fehlen eines geschaeftigen Zentrums. Doch das ist wie immer nur die halbe Wahrheit. Skopje ist in zwei Haelften geteilt. Die eine Flussseite ist von Mazedoniern bewohnt, die Christen sind. Die andere Haelfte ist bewohnt von Muslimen. Wollte man alle anderen Bruecken mal unberuecksichtigt lassen, koente man diese Bruecke als symbolischen Verbindung zwischen beiden Seiten sehen.
Irgendwie muss der mazedonische Stolz sich ganz schoen an einer jahrhunderte langen Vergangenheit unter dem osmanischen Reich abarbeiten. Um jetzt unmissverstaendlich zu zeigen, wer hier Titularnation ist und welche Religion sie hat, hat der fruehere Buergermeister vom Skopje auf den Berg an der Christlichen Seite
ein Kreuz errichten lassen, dass des Nachts mit Hilfe einer gigantischen Lampenzahl ueber die Stadt leuchtet.
Der Mond steht zur Zeit des Nachts gleich daneben (er hat gerade eine feine Sichel). Er leuchtet immer und bedarf keines Stromes. Das muslimische Viertel teilt sich auf in die verschiedensten Volksgruppen goesstenteils Albaner, Zigeuner und Tuerken. In ihrem Teil sind schoene Moscheen zu finden, der bunte und lebendige Basar, das Leben einer islamisch gepraegten Stadt eben. Im muslimischen Viertel kamen auch die sozialistischen Architekten nicht zum Zuge. Hier gibt es noch die alten Siedlungsformen der mahallas, Wohnviertel von grossen Strassen begrenzt im Inneren jedoch ein Gewirr aus Strassen in denen die meisten zu Sackgassen werden. Diese Viertel werden dominiert von Einfamilienhoefen. Kaum ein haus mit mehr als zwei Stockwerken. Durch die huegelige Landschaft stolpert man in engen Gassen nun also vom Tuerkischen Viertel zum Zigeunerviertel, zum Albanerviertel -- ein jedes mit einer individuellen Note.
Shutka nun ist die groesste Siedlung von Roma Zigeunern in ganz Europa. Die 22. 000 Roma hier im Hersbt und Winter schaffen das schon. Irgendwann nach dem Erdbeben siedelte man hier die Fluechtlinge und Erdbebenopfer an. Die Roma in Shutka sprechen Romanes, wenn sie unter sich sind. Wenn sie auf uns treffen, sprechen sie oft fliessend Deutsch.
In Shutka koennen viele der Zigeuner Deutsch, da sie wahrend des Kosovokrieges in Deutschland Asyl beantragten und oft fuer sechs, sieben Jahre bleiben konnten. Andere kamen schon in den 70ern als Gastarbeiter nach Westdeutschland. Als Rueckfuehrungsleistung fuer die Asylanten baute NRW in Shutka fuer mehrere Millionen Mark Haeuser, die von der hier ansaessigen Bevoelkerung "Baracken" genannt werden, obwohl sie nicht danach aussehen.
Die auswaertigen in Europa gebliebenen Zigeuner kommen im Sommer zum Urlaub auf Besuch zu ihren Familien und dann schwillt die Stadt auf ein vierfaches an: 80.000 Roma, die alle hierherkommen, um Hochzeiten, Beschneidungen und alle anderen Arten von Parties zu feiern.
Doch neben diesem neuen Romaviertel und damit der groessten Siedlung der Roma in ganz Europa gibt es auch noch das alte Zigeunerviertel Toaana, ganz in der Naehe des Basares. Gestern gingen wir hin und wollten uns das Viertel mal ansehen.
An der Ecke stand eine kleine Gruppe von Maennern und unterhielt sich. Wir kamen an ihnen vorbei und natuerlich wurden wir gerfragt wo wir herkommen. Der einzige Romanes Satz,den wir dabei anbringen konnten,war: Wir kommen aus Deutschland. Der Rest wurde ab da an auf Deutsch erledigt.
Wir fragten, woher sie Deutsch kennen und unterhielten uns ueber das eben in Deuschland und Skopje. Als wir erzaehlten, wir wuerde in Shutka wohnen, meinten sie: Aha, bei den Djanbasa (Pferdehaendler) also. Dann fragten wir, wer sie denn seien. Da sagten sie, sie seien Arli. Dahinten, jenseits der Strasse wohnen die Buradzhisa. Was diese Namen bedeuten wuerden, wollten wir wissen. "Nichts", sagte Elvis, einer von Ihnen, "Sie bedeuten nichts. Arli bedeute lediglich, die Leute, die ihren Kaffee ohne Zucker trinken." "Und Buradzhisa ?" fragten wir. "Das sind die Geizigen", antwortete einer von ihnen. Man koenne schnell erkennen, wer von ihnen dazu gehoert. Die Buradzhisa wuerden ihre Haueser immer mit so schrecklichen Farben bemalen: Blau, Rosa usw.
Schoenere Antworten koennen Enthnologen wohl nicht erhalten. Damit hatte sich die Ethnonymfragerei ersteinmal erledigt.
Wieviele Menschen kann man bei uns wohl unter diese beiden Kategorien zusammenfassen: die Geizigen und die Leute, die Kaffee ohne Zucker trinken?
Irgendwie muss der mazedonische Stolz sich ganz schoen an einer jahrhunderte langen Vergangenheit unter dem osmanischen Reich abarbeiten. Um jetzt unmissverstaendlich zu zeigen, wer hier Titularnation ist und welche Religion sie hat, hat der fruehere Buergermeister vom Skopje auf den Berg an der Christlichen Seite
ein Kreuz errichten lassen, dass des Nachts mit Hilfe einer gigantischen Lampenzahl ueber die Stadt leuchtet.
Der Mond steht zur Zeit des Nachts gleich daneben (er hat gerade eine feine Sichel). Er leuchtet immer und bedarf keines Stromes. Das muslimische Viertel teilt sich auf in die verschiedensten Volksgruppen goesstenteils Albaner, Zigeuner und Tuerken. In ihrem Teil sind schoene Moscheen zu finden, der bunte und lebendige Basar, das Leben einer islamisch gepraegten Stadt eben. Im muslimischen Viertel kamen auch die sozialistischen Architekten nicht zum Zuge. Hier gibt es noch die alten Siedlungsformen der mahallas, Wohnviertel von grossen Strassen begrenzt im Inneren jedoch ein Gewirr aus Strassen in denen die meisten zu Sackgassen werden. Diese Viertel werden dominiert von Einfamilienhoefen. Kaum ein haus mit mehr als zwei Stockwerken. Durch die huegelige Landschaft stolpert man in engen Gassen nun also vom Tuerkischen Viertel zum Zigeunerviertel, zum Albanerviertel -- ein jedes mit einer individuellen Note.
Shutka nun ist die groesste Siedlung von Roma Zigeunern in ganz Europa. Die 22. 000 Roma hier im Hersbt und Winter schaffen das schon. Irgendwann nach dem Erdbeben siedelte man hier die Fluechtlinge und Erdbebenopfer an. Die Roma in Shutka sprechen Romanes, wenn sie unter sich sind. Wenn sie auf uns treffen, sprechen sie oft fliessend Deutsch.
In Shutka koennen viele der Zigeuner Deutsch, da sie wahrend des Kosovokrieges in Deutschland Asyl beantragten und oft fuer sechs, sieben Jahre bleiben konnten. Andere kamen schon in den 70ern als Gastarbeiter nach Westdeutschland. Als Rueckfuehrungsleistung fuer die Asylanten baute NRW in Shutka fuer mehrere Millionen Mark Haeuser, die von der hier ansaessigen Bevoelkerung "Baracken" genannt werden, obwohl sie nicht danach aussehen.
Die auswaertigen in Europa gebliebenen Zigeuner kommen im Sommer zum Urlaub auf Besuch zu ihren Familien und dann schwillt die Stadt auf ein vierfaches an: 80.000 Roma, die alle hierherkommen, um Hochzeiten, Beschneidungen und alle anderen Arten von Parties zu feiern.
Doch neben diesem neuen Romaviertel und damit der groessten Siedlung der Roma in ganz Europa gibt es auch noch das alte Zigeunerviertel Toaana, ganz in der Naehe des Basares. Gestern gingen wir hin und wollten uns das Viertel mal ansehen.
An der Ecke stand eine kleine Gruppe von Maennern und unterhielt sich. Wir kamen an ihnen vorbei und natuerlich wurden wir gerfragt wo wir herkommen. Der einzige Romanes Satz,den wir dabei anbringen konnten,war: Wir kommen aus Deutschland. Der Rest wurde ab da an auf Deutsch erledigt.
Wir fragten, woher sie Deutsch kennen und unterhielten uns ueber das eben in Deuschland und Skopje. Als wir erzaehlten, wir wuerde in Shutka wohnen, meinten sie: Aha, bei den Djanbasa (Pferdehaendler) also. Dann fragten wir, wer sie denn seien. Da sagten sie, sie seien Arli. Dahinten, jenseits der Strasse wohnen die Buradzhisa. Was diese Namen bedeuten wuerden, wollten wir wissen. "Nichts", sagte Elvis, einer von Ihnen, "Sie bedeuten nichts. Arli bedeute lediglich, die Leute, die ihren Kaffee ohne Zucker trinken." "Und Buradzhisa ?" fragten wir. "Das sind die Geizigen", antwortete einer von ihnen. Man koenne schnell erkennen, wer von ihnen dazu gehoert. Die Buradzhisa wuerden ihre Haueser immer mit so schrecklichen Farben bemalen: Blau, Rosa usw.
Schoenere Antworten koennen Enthnologen wohl nicht erhalten. Damit hatte sich die Ethnonymfragerei ersteinmal erledigt.
Wieviele Menschen kann man bei uns wohl unter diese beiden Kategorien zusammenfassen: die Geizigen und die Leute, die Kaffee ohne Zucker trinken?
Olim-devona - Mo, 15:09