Dienstag, 18. September 2012

Diese Amerikaner

Heute hatten wir vor, die Stadt Jhalokathi in Richtung einer anderen kleinen Stadt zu verlassen. Wir wollten es auch ohne unseren Gewaehrsmann vor Ort tun, da dieser das letzte Mal so einen Schiss in der fremden Stadt hatte, die war naemlich nicht sein Territorium. Nun fuhren wir also in einer E-Rikscha, die die Chinesen fuer den asiatischen Markt gebaut haben in Nolchitti und wollten gerade mit der Faehre ueber den Fluss uebersetzen, als uns ein Telefonanruf aus Jhalokathi erreichte: Bleibt wo ihr seid, ich komme Euch holen, es gibt Probleme, die wollen dasss ihr auf der Stelle zurueckkehrt. Wir munkelten Streik? Ist irgendwo ein Streik ausgebrochen? Ist es etwa dieses verdammte Mohammedvideo, das nun auch den Volkszorn hier erreichte? Nun, es dauerte keine 15 Minuten und unser Freund kam auf dem Motorrad aus Jhalokathi angebraust. Die Polizei haette uns den Ort verlassen sehen und meinte, wir seien nicht sicher da draussen, wegen dem Mohammedvideo. Die Leute koennten doch denken ich sei Amerikaner! Nun in Jhalokathi wissen sie alle, dass ich eine Deutscher bin, der aus der Uni kommt und Geschichten sammelt. Da sind wir also sicher, da draussen sei das umgekehrt. Es ist natuerlich alles grosser Unsinn. Die Bengalen sind religioes so tolerant, dass hier seit Jahrzehnten nichts von Religionskaaempfen zu hoeren ist, Shiiten, Sunniten, Hindus, Jainas, Buddhisten, Christen, alle sind sie Bengalen oder Bangladeshis und tun sich nichts gegenseitig zu leide. Ganz im Gegenteil, die Legenden um den lokalen Helden hier, Gadschi Kalu, sind so voller Hinduistischer Einfluesse, dass man manchmal nicht weiss, ist das nun eine islamisierte Hindulegende oder eine hinduisierte muslimische Legende. Hier ist also Religionsfrieden. Nur die Polizei schaut zuviel fern. So ist das mit der Globalisierung, da kann man nicht mal in den Nachbarort fahren und den Vater eines Freundes in Dhaka besuchen….

Vom lauten und leisen Lesen

In der Huette vor unserer Wohnung hier in Jhalokati lebt eine Familie mit ihren vier Kindern. Die Grosse hat das Schulalter durchsstanden und geht jetzt auf das College. Um fuer das College zu lernen, sitzt sie am Nachmittag und Abend am Tisch am Eingang ihrer Huette und liest laut in ihren Buechern. Wir sind hier schon oft vorbei gegangen und Shimul mein Freund und Begleiter fragte mich gestern abend, was ich den denken wuerde, was besser sei: Das Laute oder das Leise Lesen? Hmm, meinte ich, ich lese laut nur meine eigenen Texte, weil man sonst nicht merkt was man da eigentlich geschrieben hat. Das Gehirn denkt sich doch beim leisen Lesen alle moeglichen fehlenden Teile selbst dazu, ohne das man es merkt. Und das Laute lesen, das sei doch auch ganz gut dazu, sich Dinge zu merken, also zu memorisieren. Aha, meinte Shimul, bei ihnen sei das ganz anders gewesen. Sein Vater hat ihn immer dazu angehalten laut zu lesen, damit der Vater auch merkt, dass der gute Sohn nicht nur ins Buch starrt, sondern auch wirklich liest. Deshalb musste auch er immer laut gelesen. Hmm meinte ich, vielleicht liest dann das Maedchen in der Huette auch deshalb laut, weil es sonst immer wieder gestoerrt werden wuerde von ihren Geschwistern, die denken, ach die Grosse, die starrt ja nur in dieses bloede Buch, vielleicht spielt sie ja mit mir…

So ist das also ganz verschieden mit dem lauten und dem leisen Lesen. Auf Deutschland und die familiaere Situation im Land der Kinderzimmer ist das wohl nicht zu uebertragen. Da merken wir als Eltern naemlich nie, ob die Kinder lesen. Nur wenn die Deutschzensur eine vier ist, merken wir, dass sie es mal wieder nicht getan haben….

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Olim ist ein arabischer Vorname, der sich aus der Silbe ilm ableitet und soviel heißt wie der Wissende oder Wissenschaftler. Ich habe den Namen 1994 in Buchara verliehen bekommen und ein Jahr später angefangen, Mittelasienwissenschaften zu studieren. Das tue ich heute immer noch im fortgesetzten Stadium. Devona ist ein Wort das man fuer verrückt, entrückt, weggetreten benutzen kann. Es hat immer irgendwie mit Liebe zu tun, zu den Menschen, zum Leben, zu Gott. Naja und das zusammen macht die Figur Olim devona aus. Manchmal schlüfe ich in sie hinein und fuehle mich dann total devona.

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