Samstag, 10. Dezember 2005

meine Frau!

meine Frau meint, Wäsche waschen ist wichtiger als Blog schreiben!
meine Frau meint, am Wochenende Familienarbeit zu regeln ist wichtiger als Blog schreiben!
meine Frau meint, den Wohnungsausbau vorranzutreiben ist wichtiger als Blog schreiben!

Meine Frau sitzt gerade am Rechner und schreibt Blog : - )

Freitag, 9. Dezember 2005

Die spinnen die LE Sachsen!

Als ich in meiner frühen Jugend immer nach Leipzig trampenderweise einfuhr, da begrüßte einen immer auf Plakaten das Leipziger Selbstverständnis: Leipzig kommt. Jahre später, man will gar nicht aufzählen was sich alles dazwischen ereignete, wurde mit der Olympiade geliebäugelt. Als dann Toni Samaranch nur bedaurend mitteilen ließ, dass diese Bewerbung nicht für Städte unter einer Million Einwohner gilt, da kratzte man sich kurz am Kopf, hatte bereits ja Millionen ... (ähmm) ... investiert. Zum Abfeiern der noch fehlenden Zeit wurde damals eigens für die Olympiade eine Uhr eingerichtet, die die Sekunden rückwärts zählte. Da ich das aus Berlin kannte, damals war das eine der Kampagnen der „Jungen Welt“ das neue Jahrhundert zu begruessen, fand ich das weniger nostalgisch als albern.

Diese Uhr wurde nach der Olympiapleite schleunigst umgestellt und zählt jetzt die Sekunden rückwärts bis zur Fußballweltmeisterschaft. Ich würde das ja alles gar nicht schreiben müssen, wäre das alles nicht wiedermal total albern. Seit dem klar war, dass Deutschland Austragungsort für die Fußball WM 2006 ist, wurden in Leipzig die Stadtplaner befragt, die Architekten beauftragt, die Fördertöpfe angezapft die halbe Innenstadt aufgerissen und es drängte sich etwas ins Stadtgespräch, daß in anderen Städten allerhöchstens Gegendemos provoziert hätte. Nun ja, die Sachsen Leipzigs leben in einer kopulierenden Identität mit ihrer Stadt. So sagte einst, Thomas ein Bürger Leipzigs, er würde sich doch nicht seine schöne Stadt Leizig von ein paar dahergelaufnen Chaoten kaputtmachen lassen und schaute zu, wie die Bullen auf Demonstraten einprügelten. In Berlin stellt man dem Bullen ein Bein, in Leipzig knutscht man ihm den Arsch. Ein Wunder dass dies die Heimatstadt des Widerstands sein soll.

Ich bin abgeschweift. Ein Freund sagte einmal: „Die Sachsen haben eine größere Fresse als sie scheissen können.“ Und das zeigt sich wiedermal in diesen Tagen. „Leipzig stellt was auf die Beine“ und soll die längste Nationalmanschaft vom Bahnhof zum Stadtion inszenieren. Selbst die Jugendsender in Leipzig quatschen unentwegt über diesen Schwachsinn. Und all das Brimborium für 4 Spiele in einer ganzen Weltmeisterschaft. Arme Sachsen!

Donnerstag, 8. Dezember 2005

Bloggen im Tal

Stralau ist schuld!
Am Anfang war Feeling B in der Schönhauser 5 ... nein der Anfang ist nicht zu bestimmten, habe ich gestern gelesen. Wenn man davon ausgeht, dass Form eine selektive Aktualisierung eines Mediums ist, sagt Luhmann.

Es ist immer so, wenn ich mich dem Einfluß meines Freundes aussetze: Er überzeugt mich. Er überzeugte mich zum besseren Textverarbeitungsprogramm, er überzeugte mich zum Bloggen ... Immer wenn er dann sieht, daß ich angestochen bin, dann legt er subtil einen nach, läßt was von einem Feedreader fallen, erklärt mir die ganze schöne WELT DES MÜßIGGANGS. Und so habe ich also die letzten Tage und Wochen damit verbracht zu downloaden, zu sichten, zu lesen. Habe den einen liebgewonnen, den anderen finde ich scheisse arrogant, wie man halt so seine Sympathien verteilt. Daran ist Stralau schuld.

Aber ich gebe zu, ich habe es auch nicht lassen können. So wie mein Freund mich bekehrt, mich agitiert, so habe ich es auch getan. Ich habe auf meiner Reise durch Mittelasien den einen oder anderen getroffen, dem ich von meinem neuen Reiseblog erzählten und nun sagt stralau, darüber musste berichten!

Doch wo fange ich an?
Sollte man damit beginnen, dass in Ländern, in denen die eigene Meinung unter Beobachtung stehen kann, wo es gefährlich ist, zu publizieren, der Einfluß des Bloggens enorm sein könnte?

Sollte man damit beginnen, daß die Jungs vor allem Spaß daran hatten, einfach mal schnell einen Blog anzulegen, in denen sie alle ihre Freunde und Bekannten begrüssen können, der technische-spielerische Aspekt also den größten Reiz ausübte?

Sollte man damit beginnen, daß Internetzugang ein Privileg darstellt, welches nur den reichen computer- und geldbesitzenden Bürgern Mittelasiens vorbehalten ist (außer in Tadjikistan, wo es genug Internetcafes gibt, die eine gesunde Konkurrenz schaffen und dadurch der Internetzugang halbwegs erschwinglich ist)?

Sollte man damit beginnen, daß auch einfache Langeweile bei Leuten mit Jobs im NGO-(NRO)-bereich dazu führen kann, den einmal angelegten Blog mit Texten auszufüllen?


Es gibt ja keinen Anfang ... oder gibt es ihn doch?
Hier und Hier kann man nachlesen (wer des Russischen mächtig ist), was uzbekische Blogger so umtreibt.

Ja, wieso Russisch, wo Uzbekistan doch eine eigene Sprache hat? Das ist eine andere Geschichte, hier nur als Fußnote ergänzt: Die Intellektuellen Mittelasiens und deren Familien sind immer zweisprachig sozialisiert. Russisch gehört bei einer gewissen Schicht und Generation (über 25) also einfach oft dazu....

Sonntag, 27. November 2005

Wenn die Toechter tanzen...

Gestern war ich wieder einmal den ganzen Tag im Namen des Vergnuegens unterwegs und ich weiss nicht wie es kam, aber ich hatte es den ganzen Tag nur mit komischen Frauen zu tun...
Den Anfang machten zwei Maedchen, die Arnaud, ein franzoesischer Forscher zu Solidaritaetsbeziehungen in Mittelasien angeschleppt hatte. Beide waren Studentinnen der uzbekischen Hochschule fuer Diplomatie, eine von zwei Elitehochschulen in Taschkent. Ihre Eltern wohnen nicht in Taschkent, so sind sie im Wohnheim untergebracht und deswegen realtiv frei. Dass sie diese Freiheit auch geniessen koennen, dafuer koennen nur ihre Eltern sorgen, denn ein Monatsstipendium reicht hier noch nicht mal aus, um eine Eintrittskarte in die Diskothek zu bezahlen. Wollen sie also tanzen, dann machen sie das im Studentenwohnheim. Sie stellen einen Kasstetenrekorder in die Mitte irgendeines Zimmers und tanzen hierzu, bis die Socken qualmen. Sie verabschiedeten sich von uns und rauschten ihrem Studentendomizil entgegen, da ein Geburtstagstanz einer Freundin sie erwartete.
Wir hingegen gingen zum Sushiessen in ein arabisches Restaurant. Dort warteten zwei Maedchen auf uns, die japanischer Provinienz waren. Sie arbeiteten beide bei UN Organistionen und waren auslandserfahren: Rumaenien, Tadschikistan usw. wo immer die UN Geld hinpumpen, sind diese Leute zugegen um fette Gehaelter abzufassen (ein Leben in der Fremde ist ja auch nicht so leicht).

Sie beide waren Toechter von Diplomaten, sind in die Fussstapfen von Mami und Pappi getreten. Dass sie jetzt tanzen gehen koennen, koennen sie sich selbst leisten. Immerhin bewohnt die eine von ihnen eine Villa mit sechs Zimmern, ein paar Waechtern und einem Hund. Bevor aber der Tanz anfing, wurde noch schnell ein Toertchen im Auslaendercafe eingeschoben, einen Latte dazu...

Darauf ging es in die Katakomben, einem Klub Taschkents, der der Tochter von Karimov, dem Praesidenten hier, gehoert. Wenn alles schliesst und keiner eine Lizenz mehr bekommt, Toechterchen macht bis 7 Uhr in der frueh auf, ohne Probleme (bemalol).

Und natuerlich nutzt sie ihn dann auch. Irgendwann gegen 3 machte mich Arnaud auf das Maedchen da am Eingang aufmerksam. Die Tochter waere gekommen... Mir geht Beruehmheit am Arsch vorbei, sollen sie doch jemanden Zujubeln, der nur Kraft seiner Herkunft schon was ist.
Und wenn sie herumtanzt, dann stehen an allen vier Ecken ihres Daseins Bodyguards herum und schauen grimmig drein. Hat
mir fuer die Zeit ihres Daseins gehoerig die Laune verdorben, haette auch darauf verzichten koennen.

Aber irgedwann ist sie gegangen und es blieben andere Toechter uebrig. Die eine hatte eine starke Familie im Hintergrund, die andere suchte noch in der Zukunft nach ihr.

Montag, 21. November 2005

Qur'on qarim

Heute ist mir so mit das Abgefahrendste passiert, was einem Mittelasienwissenschaftler oder -reisenden so passieren kann. Ich saß in einem Internetcafe und schrieb so vor mich hin. Ein Mann setzte sich mit seinem Sohn zu mir und meinte, er würde sowieso kein Englisch verstehen und nur ein bisschen zuschauen wollen. Meine Finger würden sich so schnell bewegen... "Na, unter den Blinden ist der Einarmige König!" dachte ich mir und ließ ihn machen. Seine Anwesenheit fuehrte dazu, daß meine Konzentration rapide abnahm und ich einer Freundin einen Brief voller Fehler abschickte. Dann ließ er mich in Ruhe. Kurz bevor er rausging, fragte er mich, ob ich denn nachher noch einmal 20 Minuten Zeit hätte, er würde draussen warten. Ich war sowie fast fertig und ging auch bald. Er stand mit seinem kleinen Sohn draussen und fragte, ob wir nicht einen Kaffee trinken wollten. Ich dachte schon zu wissen, was das fuer ein Kaffeegespräch werden würde: Wie kann ich nach Deutschland kommen, wie kannst du mir helfen usw ? Deswegen ermunterte ich ihm, mir doch jetzt gleich mal zu erzaehlen, was er denn von mir wollte.

Er zeigte auf seinen Sohn und sagte: Dieser kleine Junge hier sei einzigartig auf der ganzen Welt. Er haette auf der rechten Brust von Gott die Buchstaben eingeschrieben bekommen "Qur'on qarim", was soviel heißt wie: der Heilige Koran.

holy-koran

Sein Sohn würde jetzt bald vier werden. Er zeigte mir ein paar Bilder, die seinen Sohn als rechtmaessig betenden Gläubigen ablichteten. Er hatte auch eine Kaabatapete zu Hause und hier würde sein Sohn jeden Tag davorstehen und weinen. Er würde jeden Tag bitterlich weinend davon erzählen, daß er nach Mekka will. Seine Aufgabe als Vater sei es jetzt, dem Kind einen Sponsor zu finden, der es ihm ermöglicht, ihn nach Mekka zu bringen.
Dazu bräuchte er jemanden, der ihm einen Text aus dem Russischen in Englische übersetzen und ihm eine Website einrichten würde, damit sein Kind in aller Welt bekannt würde. Als er mir die eingeschriebenen Buchstaben zeigte, sah ich zwei Leberflecke unter der rechten Brust. Diese Leberflecke auf Papier abzeichnend hatte ein schriftkundiger Kalligraph die arabischen Buchstaben "qur'On qarIm" hineingezaubert.

Geschichten von Gottes Wunderkraft gibt es immer wieder. Die letzte spektakuläre Geschichte war während der Tsunamikatastrophe eine Welle in Indonesien, die die Buchstaben "Allah" abbildete. Das wurde auf einem Satellitenfoto festgehalten. Eine andere Geschichte, passierte vor zwei Jahren, als in der Nähe von Khodschand / Tadschikistan ein Schaf mit den Buchstaben Allah geboren wurde. Der Stall des Schafes wurde zum Pilgerzentrum für Gläubige aus ganz Mittelasien. Bis ein paar reiche Kaufleute aus dem Iran kamen und das Schaf für 8.000 Dollar abkauften. Das bestrafte Gott und ließ den ehemaligen Besitzer erkranken.

Ich hatte dem Mann gegenüber sowieso ein etwas verschnupftes Verhältnis und sagte ihm, dass ich für solch eine Arbeit keine Zeit hätte. Es gäbe in der Stadt hunderte Gläubige, die ihm eine Internetseite einrichten könnten und ihm seinen Text auf Englisch übersetzen würden.
Nun habe ich wegen dieser Abfuhr immer noch ein schlechtes Gewissen. Ich bin auch gerade auf Klo gegangen und hatte Durchfall. Hai jai jai, hoffentlich kommt da nicht die Vogelgrippe auf mich zugeflogen. (Das ist hier übrigens Thema Nummer eins, in einer Jahreszeit, die einige vernschnupft aussehen läßt.) Da fällt mir ein, ich habe auf dem rechten Arm unterhalb des Ellenbogens auch einen Leberfleck. Wenn ich mir den so recht betrachte, steht da auch Allah geschrieben. Na, dann bin ich ja mit einem Gegenzauber ausgestattet. Toi toi toi!!!

Nichts zu tun?

Ich war hier vor ein paar Tagen bei einem Nachfahren eines Naqshbandiya Sufis, der aus Peshawar nach Kokand auf Einladung des Khanes kam.

Er bekam hier ein Stueck Land und baute ein paar Jahre darauf in seinem Wohngebiet eine islamische Hochschule (madrasa) auf. Aus dieser Hochschule gingen nicht nur viel bedeutende Dichter und islamische Wissenschaftler hervor, in diese Schule gingen auch alle seinen 14 Soehne, die er von vier Frauen hatte. Einer dieser Soehne hatte einen Sohn, Miyon Qudrat hazrat mit Namen. Dieser schrieb in den zehner Jahren des 20 Jh. ein Buch -- Verse zu Gottes Lobgesang mit verschiedenen Farben auf verschiedenen Papier.

baldaufmail

Als die Sowjetmacht auch Zentralasien gruesste und aus dem laechelnden Mund ein toetlicher Atem kam, verschloss er das Buch in einer Kiste und machte schnell los nach "Arabistan" (So nennen die Leute den nahen Osten, ohne irgendein Land zu spezifizieren). Er wollte seine Frau und seine Kinder noch nachholen aber da war der Weg rein oder raus schon verschlossen. Die Truhe, in die er das Buch gelgt hatte, blieb es auch fuer viele Jahre. Das Buch wurde niemanden gezeigt und auch die Historiker des Ortes hatten davon bisher keinen blassen Schimmer. Ich habe nun das gesamte Werk auf Film wie man so schoen sagt, bin der erste der es nach vielen Jahren ueberhaupt gesehen hat und habe auch ein bisschen ueber den Autoren mit seinem Grossneffen gesprochen. Das ist doch was oder? Muss mich jetzt in den naechsten Jahren nur noch daran setzen, die Kaligraphien auseinanderzunehmen.
Und da sage einer, ich habe nichts zu tun….

Mittwoch, 16. November 2005

Stern versus Hammer

Ich habe dieses Bild schon vor langer Zeit in der Xo'djand aufgekommen, ein Bild wie man es in jeder Stadt Mittelasiens schiessen könnte.

neues-Leben


Wir kennen eine Menge sozialistischer Symbole. Es sind der Hammer, die Sichel, das Korn, die Flagge, die Taube, die aufgehende Sonne und der Stern und fuer Mittelasien ganz besonders die Baumwolle. Sind die ersten beiden Symbole Hammer und Sichel Symbole europaeischer Industrie und Bauernwirtschaft, sind die letzteren Symbole der Natur. Geht man heute durch die Staedte Mittelasiens spazieren, kann man vor allem letztere Symbole finden -- ueberall. Man findet sie an Haeuserwaenden, man findet sie in Mosaiken -- kurzum ueberall. Den Hammer und die Sichel jedoch wird man nur unter Schwierigkeiten finden. Unter den Beduerfnissen Mittelasiens hatte man zwar aehnliche Geraetschaften gebraucht, jedoch waren sie nicht Teil der lokalen Ikonografie. Den Stern jedoch, die Darstellung von Blumen, das Sonnensymbol (mal als svastika, mal als andere abstrahierte Form) findet man hier auch in den traditionalen Gebaeudedekorationen. So konnten sich gerade diese Symbole hier auch viel besser verbreiten, als Hammer oder Sichel.

Dienstag, 15. November 2005

Monika

Kokand hat zwei Straßen, in denen der Jugendstil zu Hause ist. Die Straße, in der sich die russisch-asiatische Bank (1909), das Bürgermeisteramt, die Armeezentrale und andere huebsche Häuser befindet ist von beiden vielleicht die prachtvollste. Geht man weiter und läßt die gesamte Schönheit hinter sich, entdeckt man einen Schönheitssalon. Das außen angehängte Schild (ochiq) verrät, dass er offen ist. Offen für Mädchen, die auf sich achten, die es zu etwas bringen wollen. Die Besitzer haben ihnen als Reklame ein Vorbild hingehängt.

monika

Ein Mädchen, das seinen Weg gemacht hat. Monika Levinski. Braucht man solch eine Reklame, geht man mit einem Foto zu einem Porträtmaler und bestellt ein Bild. Es gibt zwar mehr Fotostudios in Uzbekistan als Poträtmanufrakturen, jedoch sind auch letztere keine Seltenheit. In Xorezm, im Norden Uzbekistans gibt es sogar Teppichknüpfer, die nach Passfoto (meist sind es die Eltern, die man in späten Jahren ehrt) ein Bild auf den Teppich zaubern. So grüßt uns in der alten Kolonialstadt Kokand ein Mädchen, daß mit dem Kolonisator Nummer eins seiner Zeit, gemeinsame Sache gemacht hat. Sie ist heute reich. Reich und schön wollen die Mädchen auch sein, die in diese Schönheitssalons gehen.

Sonntag, 13. November 2005

Ade Tadschikistan!

Mittlereweile bin ich ueber die Grenze gekommen und weile in meiner Lieblingsstadt Kokand. Als ich von Xo’jand nach Kokand fuhr, regnete es. Im Taxi hatte der Taxifahrer eine mp3 CD und wir hoerten lauter Pop aus USA. Manchmal traellerte der Player auch eine der Weisen aus dem Ferganatal. Im Auto waren zwei Maedchen und inclusive mir zwei Jungs.
Die Maechen traellerten so manches Lied laut mit und bevor sie ausgestiegen waren, fragten sie mich, ob ich mich denn mit ihnen nicht fotografieren lassen will. Natuerlich wollte ich ihnen den Spass nicht verderben und so gingen wir in eines dieser schicken Fotostudios der kleinen aber huebschen Stadt Kanibodom. Die Fotostudios haben immer wandelbare Kulissen auf Vorhaengen gedruckt oder gemalt, vor denen man sich aufstellen kann. Ein See und Berge drumherum, eine Blumengirlande, einfach nur rot gelb gruen ode ein Auto im Hintergrund. Ich habe mir schon immer gedacht, man muesste solch ein Sammelband mal erstellen, in dem man die Interieuere Mittelasiatischer Fotostudios mal ablichtet. Aber das gibt es schon mit den Taliban in Kabul
An der Grenze angekommen brachte mir der Grenzer zwei Stuecken Kuchen aus dem Hinterzimmer. Ich traute meinen Augen nicht. Seine Frau hatte ihm im fernen Kulab einen Sohn geboren, dass muesse gefeiert werden. Ich ass, obwohl ich eigentlich ueber die Grenze wollte, brav den Kuchen. Und weil ich mich als Wissenschaftler und Historiker vorstellte, lies ich mir von ihm erzaehlen, wie arm der Norden an Geschichte sei: dreihundert Jahre gerade mal wuerden sie hier auf dem Buckel haben. In Kulab seien es 2600 Jahre. Ich nickte stumm, denn wer ein Kind geboren hat, aus dem gewaltigen Sueden zumal aus Kulab ist, der darf einen schon mal auch auf diese Weise unterhalten. Als ich ueber die Grenze ging, drueckte ich mir meinen Traenen weg.

adetadschik

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Olim ist ein arabischer Vorname, der sich aus der Silbe ilm ableitet und soviel heißt wie der Wissende oder Wissenschaftler. Ich habe den Namen 1994 in Buchara verliehen bekommen und ein Jahr später angefangen, Mittelasienwissenschaften zu studieren. Das tue ich heute immer noch im fortgesetzten Stadium. Devona ist ein Wort das man fuer verrückt, entrückt, weggetreten benutzen kann. Es hat immer irgendwie mit Liebe zu tun, zu den Menschen, zum Leben, zu Gott. Naja und das zusammen macht die Figur Olim devona aus. Manchmal schlüfe ich in sie hinein und fuehle mich dann total devona.

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