Sonntag, 6. August 2006

Pikante Themen: Asyl

Nun ist der letzte Tag meiner Erkundungsfahrt in die Welt der Zigeuner angebrochen und ich fahre mit dem Zug nach Hause. Ich kann nach Hause fahren, mein Pass laesst mich jedewede Grenze Suedosteuropas problemlos passieren.

Die Roma in Skopje jedoch haben diese Moeglichkeit nicht. Ihr mazedonischer Pass ermoeglicht ihnen alle Fahrten bis an die Aussengrenze der grossen Barriere, die gezeichnet vom Schengener Abkommen, die Leute in Eu Innlaender und EU Anwaerter trennt. Und doch sprechen die meisten Leute hier in Shutka ein sehr passables Deutsch. Das Zigeuner begnadete Sprachkenner sind, dass konnte ich in den letzten Tagen wiederholt erleben. Gestern traf ich mich mit dem Liederschreiber und Sprachgelehrten Muso, dessen Kunst des Liederschreibens hoch geschaetzt, dessen wissenschaftlichen Fantasien jedoch unerkannt in einer Riesenkiste ihre Zeit abwarten. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der so phantasievoll Bedeutungen von Woertern erklaeren kann. Aber ich schweife ab. Also Zigeuner sind Sprachenkenner, mehrsprachig, kennen nicht selten in Skopje Mazedonisch, Albanisch, Romanes, Deutsch und/oder Italienisch, Franzoesisch. Sprachen erlernen sie nicht durch die Buecher (ausser Mazedonisch in der Schule), sondern durch Sprachkontakte.

Sprachkontakte mit dem Deutschen ermoeglichte ihnen das deutsche Asylgesetz. Als in Mazedonien, in Serbien im Kosovo die Balkankriege, Scharmuetzel und Konflikte losgingen, schafften es viele nach Deutschland. Aufgrund des sehr liberalen Umgangs mit der Asylproblematik in NRW sind viele von ihnen in Duesseldorf heimisch geworden. Eine demo vieler tausend Roma 1998 verschaffte ihnen ein Bleiberecht, wenn sie nicht mit dem Gesetz in Konflikt kommen wuerden. Die meisten von ihnen hielten sich dran und duerfen seitdem in NRW bleiben. Duesseldorf gilt hier als Shutka II. Asyl ist im Zusammehang mit den Konflikten auf dem Balkan ein schwieriges Thema. Da werden Kosovo Roma wieder zurueckgefuehrt, die dann aber sofort wieder das Land verlassen muessen, weil die Albaner sie dazu zwingen. In Mazedonien jedoch waren die Konflikte um einiges geringer. Hier gehen und gingen die Roma in einem multiethnischen Gebilde als integrierte Haendler, Gewerbetreibende, Transportarbeiter usw. auf. Viele von ihnen konnten jedoch in Deutschland als Gewerbetreibende u.a. bleiben.

Das geniessen von Asyl, dass Einrichten einer Existenz in einem Teil Westeuropas schafft oft innerfamilliaere Spannungen. Da kommen die Gluecksritter aus dem Ausland mit dicken Geldbeuteln, muehsam angespartem nach Shutka und werden konfrontiert mit den Daheimgebliebenen. Da die Roma nicht gerne Auslandsroma heiraten, sondern lieber Famillienangehoerige oder Gruppenmitglieder ihrer Dialektgruppen aus Shutka heiraten, wird vielen Maedchen und Jungen die Moeglichkeit gegeben, durch Heirat ins Ausland zu kommen. Jetzt wird von der deutschen Regierung offiziellen eine Gefaehrdung von Roma Gruppen in Serbien, Mazedonien negiert. Die Rueckfuehrungen haben laengst stattgefunden. daruch mussten einige der der Asylanten wieder nach Mazedonien zurueckkehren.

Nun haben viele Roma nur noch durch Heirat die Moeglichkeit in den Laendern, die mehr wirtschaftlichen Reichtum versprechen, ihr Glueck zu versuchen.

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Olim ist ein arabischer Vorname, der sich aus der Silbe ilm ableitet und soviel heißt wie der Wissende oder Wissenschaftler. Ich habe den Namen 1994 in Buchara verliehen bekommen und ein Jahr später angefangen, Mittelasienwissenschaften zu studieren. Das tue ich heute immer noch im fortgesetzten Stadium. Devona ist ein Wort das man fuer verrückt, entrückt, weggetreten benutzen kann. Es hat immer irgendwie mit Liebe zu tun, zu den Menschen, zum Leben, zu Gott. Naja und das zusammen macht die Figur Olim devona aus. Manchmal schlüfe ich in sie hinein und fuehle mich dann total devona.

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